Emmanuel Lepage – Weiß wie der Mond
Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Fotografen François, begibt sich der Comiczeichner Emmanuel Lepage auf eine Antarktis-Expedition an Bord der L’Astrolabe, eines französischen Forschungsschiffes, und hält seine Eindrücke in Zeichnungen und Aquarellen fest.
Emmanuel Lepage – Weiß wie der Mond
ist der Versuch einer Fusion der Fotografie seines Bruders und seiner Gemälde in ein gemeinsames Reisetagebuch, das die Großartigkeit ebenso wie die Probleme dieser gemeinsamen Erfahrung vermitteln soll.
Ich habe die großformatigen Originale von Emmanuel Lepage, die die Basis des Werkes sind, in einer Sonderausstellung im Comic-Museum in Brüssel gesehen, und sie haben mich dort sehr stark in ihren Bann gezogen. Leider kann ich das Gleiche jedoch nicht von diesem Comic sagen. Das liegt zum Teil sicher daran, dass die Bilder hier – obwohl in dem wertigen Hardcover des SPLITTER-Verlages wirklich schön in Szene gesetzt – eben nicht so groß und strahlend sind wie die Originale. Insgesamt finde ich den Comic optisch zu meiner eigenen Überraschung jedoch vor allem eher fad. Eine Menge der Zwischensequenzen sind nur recht verwaschene, schnell hingemalte Aquarellskizzen. Das ist sicher situationsgerecht, für mich aber auf die Dauer langweilig. Die Fotografien von François wiederum gehen im Wortsinn im weißen Rauschen unter – oft muss man genau hinsehen, ob man Fotografie oder Malerei vor sich hat. Als Konzept leuchtet mir das ein, in der Praxis finde ich es eine verschenkte Chance, die Unterschiedlichkeit im Ausdruck beider Medien herauszuarbeiten und ihnen verschiedene Blickwinkel zuzugestehen.
La Lune Est Blanche, so der Originaltitel, wird der andersartigen Realität der Antarktis durchaus gerecht. Und die Lepage-Brüder erzählen auch keine Abenteuer-Geschichte, sondern zeigen in ihren Texten auf, dass so eine Tour kein Zuckerschlecken ist – von Seekrankheit bis Sich-gewaltig-auf-die-Nerven-Gehen ist alles dabei. Mein Respekt gilt vor allem den Initiatoren dieses Projektes, die als Wissenschaftler zwei Künstler eingeladen haben, das Dasein auf der Dumont-d Urville-Station im Adelieland und auf der L’Astrolabe zu beobachten und darüber zu berichten. Es ist ein spannender, sehr anderer Ansatz im Zeitalter von Reality-Documentary-TV aller Orten.
Trotzdem funktioniert zumindest für mich die Umsetzung nicht wirklich, da ich auch mit dem Erzählstil nicht warm werde. Was ich als Bilder grandios fand, wird im Comic für mich kein rundes Ganzes. Schade.
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