Michael Hanlon: Per Anhalter durch die Galaxis – im Licht der Wissenschaft
Einen „Crashkurs in Kosmologie und dem ganzen Rest, der zeigt, dass Wissenschaft mindestens so phantastisch sein kann wie Douglas Adams‘ Anhalter“ verspricht der Rowohlt-Verlag auf dem Rücken von
Michael Hanlon: Per Anhalter durch die Galaxis – im Licht der Wissenschaft
Unterhaltsam erhellen will Hanlon die neuesten Erkenntnisse und Theorien der Forschung, und benutzt dafür Thesen und Ideen aus Douglas Adams‚ Werk als Aufhänger – von profaner Astronomie und Astrophysik, über ontologische und anthropische Ansätze die Existenz Gottes zu beweisen, bis zu Quantenphysik, Paralleluniversen und Superstringtheorie reicht dabei die Bandbreite.
Und die Vielfalt von Themen und Fakten, die hier in rund 250 Seiten gepresst werden, ist höchst beeindruckend – ob Zeitreise oder Teleportation (der Transporter von StarTrek), ob Gentechnik oder Supercomputer, Babelfisch oder Urknalltheorie – Hanlon fasst komprimiert den Status Quo der neuesten Forschung zusammen und ermöglicht dem Leser fürwahr eine informationsgeladene Reise per Anhalter durch die Galaxie der Naturwissenschaft.
Nur hat das Ganze mit dem Anhalter von Adams, bis auf ein paar launige Beispiele und Anspielungen auf Zaphod Beeblebrox, Trillian oder Vogonen, rein gar nichts zu tun. Erwartet hatte ich eher eine Heranführung an die bei Adams vorgestellten wissenschaftlichen und technischen Ideen, ähnlich wie in Krauss‘ lesenswerter wissenschaftlicher Analyse der Physik von Star Trek, oder zumindest eine locker-leichtfüßige, witzige Darstellung der vorgestellten Thesen, aber genau das liefert dieses Buch nicht.
Zwar hat Hanlon seine Hausaufgaben gemacht und kennt sich gut in der Materie aus, von der er schreibt (auch wenn es sich um dunkle Materie oder gar Antimaterie handelt), aber Spaß beim Lesen will so gar nicht aufkommen. Eher schon erinnert mich der Stil an eine Vorlesung, bei der mir trotz starken Interesses für das Thema (und guter Vorbildung) beinahe die Augen zufallen. Wissenschaftlich komplexe Themen kann man sehr viel interessanter vermitteln als das hier geschieht, da hilft auch ein Einstreuen von beliebten Figuren wie Marty McFly, der Hinweis auf die Google-Funktion, die „42“ auswirft, oder der Besuch des Dinners bei Milliways (dem Restaurant am Ende des Universums) nicht.
Teilweise liegt es wohl daran, dass dem Buch eine durchgehende Linie fehlt, die Auswahl der Schwerpunkte wirkt beliebig und zusammenhanglos, und ist – auch wenn die Themen bei Douglas Adams vorkommen – für den Anhalter völlig unspezifisch. Natürlich gibt es Zeitreisen oder Aliens bei Douglas Adams, aber die kommen auch in anderer SciFi vor, das Kapitel über Teleportation könnte auch über StarTrek geschrieben worden sein (bzw. es wurde), DeepThought als Prototyp des (70er-Jahre) Großcomputers ist eine offensichtliche Wahl, aber es wird doch überdeutlich, dass hier nur auf der Anhalter-Welle als Verkaufsargument geritten werden sollte.
Teilweise liegt es daran, dass Hanlon zu bestimmten Themenbereichen eine überbordende Fülle von Informationen und Theorien offeriert, die einen fast erschlagen. In anderen Gebieten (wie z.B. der Gentechnik) dagegen hat er zwar plötzlich eine festgefasste Meinung, aber bietet keine wissenschaftlichen Fakten an, die diese untermauern würden – wie überhaupt all seine eingeflochtenen Ideen und Überzeugungen zu den vorgestellten Thesen (denn nichts anderes sind sie) plötzlich zu unumstößlichem Fakt und Wahrheit zu erwachsen scheinen.
Vor allem aber habe ich den Eindruck – der sich durch die dem Buch angehängte Literaturliste nur verstärkt – dass Hanlon wenig mehr getan hat, als die Inhalte einiger anderer Bücher (und Standardwerke) über moderne Wissenschaft / Physik zu exzerpieren und zusammenzufassen. Das mag für den Alltag eines renommierten Wissenschaftsjournalisten ja durchaus eine erstrebenswerte Vorgehensweise sein, für ein unterhaltsames Buch jedoch reicht es nicht aus.
Sprachlich ist Per Anhalter durch die Galaxis – im Licht der Wissenschaft sehr trocken, es ist weder „unbeschwert“ (so der Klappentext) noch irgendwie inspiriert geschrieben, was die Lektüre nicht gerade flüssiger werden lässt. Die vorgestellten Thesen und Konzepte reisst Hanlon nur an, als wolle er mit einer Einführung in die moderne Physik jemandem zeigen, wie toll er mit Fremdwörtern jonglieren kann. Wer sich allerdings für Quantenpyhsik oder Stringtheorie oder auch nur Evolutionslehre, Kreationismus oder Gentechnik interessiert, findet in anderen populärwissenschaftlichen Büchern der letzten Jahre umfangreichere und besser geschriebene Informationen. Und als Anhalter-Fan wird man hier inhaltlich völlig im Regen stehen gelassen. Mein Deutschlehrer in der Mittelstufe hätte unter so einen Aufsatz vermutlich „Thema verfehlt“ geschrieben.
Allein als Anlass, sich die auf der Literaturliste vorgestellten Bücher einmal genauer anzusehen, taugt dieses Bändchen aus der Rowohlt science Reihe, dessen Lesbarkeit im übrigen auch unter der mir unverständlichen Verlagsentscheidung leidet, das Buch in einer serifenlosen Schrift zu setzen, bei der ich mir oft einen Scrollbar gewünscht hätte…
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