Walter Moers – Die Stadt der Träumenden Bücher (Hörbuch)
vorgetragen von Dirk Bach. Ungekürzte Fassung.
Der vierte Roman aus Zamonien
Das Buch
„Eine Übersetzung aus dem Zamonischen“ nennt Walter Moers sein Werk, das die Geschichte einer Suche erzählt. Der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz begibt sich auf eine Grand Tour, nachdem sein Dichtpate, Danzelot von Silbendrechsler, verstorben ist und ihm ein recht eigenartiges Erbe hinterlassen hat: einen Text, welcher von solcher Schönheit und sprachlichen Perfektion ist, dass alles andere dagegen verblassen muss. Dummerweise ist der Verfasser des Textes unbekannt, das einzige, was Hildegunst weiß, ist, dass sich der Unbekannte auf Anraten von Danzelot nach Buchhaim begeben hat – in die Stadt der Bücher.
Buchhaim ist das Zentrum des zamonischen Bücherschaffens – hier leben Dichter, Agenten und Verleger, hier findet der Literaturbetrieb in all seiner Schönheit und Schrecklichkeit statt. Die Suche nach dem unbekannten Dichter führt den Lindwurm in abgewrackte Kaschemmen und finstere Antiquariate, die von mythischen Fabelwesen geleitet werden, zu Literaturlesungen und einem Platz voller vergessener Dichter, sowie in ein Nebelheimer Trompaunenkonzert, welches eine sehr weitreichende Wirkung (nicht nur) auf den Protagonisten hat.
Schließlich aber landet Hildegunst auf verschlungenen Pfaden in der Unterwelt Buchhaims, in der düsteren Welt von Bücherjägern und Quallenfackeln, den gefährlichen Buchlingen, den Katakomben und tiefen Abgründen der Buchkultur Zamoniens, mithin in der Welt des Schattenkönigs. Wird Hildegunst seinen vermissten Dichter finden? Oder jemals wieder das Tageslicht erblicken?
Moers lässt ein wahres Ideenfeuerwerk auf den Leser hinabprasseln; ich fürchte, eine Menge der brillianten Wortspiele und Gedankenblitze sind mir durch die Lappen gegangen, weil mir einfach das Hintergrundwissen aus dem Buchbetrieb dazu fehlt. Die Welt der zamonischen Literatur, die er entwirft, ist höchst ausgefeilt, und eine nicht selten so rasiermesserscharfe Satire auf das Medienschaffen dieser Tage, dass man kaum Atem holen kann ob der fantastischen Ideen, die Moers ausbreitet und aneinanderreiht wie Perlen auf einer schier endlosen Kette. Zu keinem Zeitpunkt wird es langweilig, wenn auch die ausufernd melodramatische Ader des Ich-Erzählers, gespickt mit so manchem repetitivem Element, einem bisweilen ein „ja gut, danke, ich weiß… könnten wir jetzt mit der Handlung weitermachen?“ entlockt.
Der Protagonist ist ein beinahe prototypischer Antiheld, bei dem man ahnt, dass immer, wenn er vermutet, es könne gerade jetzt nun nicht mehr schlimmer werden, oder er habe endlich etwas richtig gemacht, natürlich der unvermeidliche Tiefschlag oder die Breitseite an Dämlichkeit und Katastrophen ihn heimsuchen wird; aber auch das ist ein Element, das eher zur Erheiterung beiträgt.
Oft frage ich mich, woher Moers seine fantastischen Ideen nimmt; ich kann mich nur verbeugen vor seiner Sprach- und Ideengewalt. Das ist Phantastik der ganz großen Schule, angenehm weit entfernt von den ewiggleichen tolkienesquen Welten der angloamerikanischen Tradition; großes Kino sozusagen, das einfach einen Riesenspaß macht und hochintelligent und gekonnt geschrieben ist zugleich. Die Stadt der träumenden Bücher gehört für meine Begriffe auf die Leseliste jedes Fans der phantastischen Literatur – und auch jedes Bücherschaffenden.
Das Hörbuch
Schon in dem feinen kleinen Hörbuch Der Fönig hat Dirk Bach bewiesen, dass ihm die Texte von Walter Moers wie Champagnerperlen von der Zunge gehen; in Die Stadt der träumenden Bücher hat er sich allerdings selbst übertroffen. Die komplette Romanfassung (immerhin 14 CDs) mit all ihren abgedrehten Namen, Ideen, verschwurbelten Gedanken, Philosophien, Satzkonstrukten und fantastisch fabulierten Gestalten und Orten wird von Bach in diesem Hörbuch zu einem funkensprühenden Leben erweckt, als sei ihm die Rolle des Ich-Erzählers mit dem Drang zur melodramatischen Übertreibung, des dicklichen Lindwurms Hildegunst von Mythenmetz, geradezu auf den Leib geschrieben. Ob es das Dampfgeplauder des Ich-Erzählers ist, oder die Stimmen winziger und riesengroßer Gegner, Gefahren, Freunde und Feinde, denen der Lindwurm auf seinen Reisen durch die (Un-) Tiefen der Labyrinthe und Katakomben von Buchheim begegnet, jede hat ihr eigenes Flair, jede Figur ist so präsent und jede Atmosphäre akustisch so stimmig, dass es eine Lust ist, dieses Buch zu hören.
Ein fantastischer Vortrag für ein nicht minder fantastisches Buch. Großartig – ich wünschte es gäbe mehr Hörbücher dieser Klasse. Sieht man dazu dann noch den momentanen Preis für das Werk, dann ist das ein wahres Schnäppchen. Wir hatten jedenfalls viele Stunden lang auf langen Touren im Auto Freude an diesem Roman. Uneingeschränkt zu empfehlen.
Bewertung:
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[…] dem von Dirk Bach wirklich fulminant intonierten Buch Die Stadt der Träumenden Bücher war klar, dass Andreas Fröhlich ein schweres Erbe antreten musste. Den vergnügt […]