Fantasy

Suzanne Frank – Die Prophetin von Luxor

Alles beginnt ganz harmlos. Die amerikanische Künstlerin Chloe besucht ihre Schwester, frisch gebackene Doktorin der Ägyptologie, in Ägypten und will ein paar schöne Tage verbringen, tolle Fotos machen, sich erholen und Spaß haben.

Ihre Schwester Camille ist in der Wüste auf einen Aufsehen erregenden Fund gestoßen – antike Papyri mit Zeichnungen von ungeahnter Klarheit, wenigstens 3000 Jahre alt, aber in einem Stil gemalt, der zu dieser Zeit völlig unbekannt war. Und so reist Camille aus Theben ab, während Chloe zu einer nächtlichen Lightshow im Tempel von Deir el-Bahari geht und dort in einer Kammer versteckt auf den frühen Morgen warten will, um Fotos zu schießen, wie sie sonst und mit amtlicher Erlaubnis unmöglich wären.

Doch es kommt anders als sie denkt…

Suzanne Frank: Die Prophetin von Luxor

In der Tempelkammer der Göttin Hathor wird ihr schwindelig, und plötzlich dreht sich alles um sie.

Als Chloe wieder erwacht, ist sie blutüberströmt – und steckt im Körper einer der wichtigsten Priesterinnen Hathors, zu Zeiten Hatschepsuts, rund 3500 Jahre vor unserer Zeit. Chloes Seelenwanderung bleibt nicht ohne Folgen – der Körper der Priesterin hat plötzlich grüne Augen wie sie, große Füße und ist gewachsen – und das Schlimmste: obwohl sie jedes Wort versteht und bruchstückhaft auf die Erinnerungen von RaEmHetep, der Priesterin, zurückgreifen kann, weiß sie nicht, was vor sich geht – und ihre Stimme verweigert den Dienst.

Schnell begreift sie, dass RaEm ein ausgemachtes Luder ist, und die Pharaonin Hatschepsut diese wohl nicht ganz zu Unrecht der Verschwörung gegen den Pharao verdächtigt. Und dann ist da noch der gutaussehende und nette Arzt Cheftu, der RaEmHetep hasst und für eine verantwortungslose Schlampe hält, und sich um ihre Genesung kümmern soll.

Nur mühsam findet sich Chloe in der fremden Welt zurecht. Schon bald wird ihr klar, dass sie alles daran setzen muss, den Ruf der Person, die sie nun ist, reinzuwaschen – und Cheftus Respekt zu gewinnen.

Suzanne Frank versetzt ihre Protagonistin in eine fremdartige Welt, und durch die Augen von Chloe kann auch der Leser das wundersame Ägypten erleben. Zwar hinken die historischen Fakten hier und da – so lässt sich Frank auf das Böse-Stiefmutter-Spiel und eine „machtgeile, machtgierige“ Pharaonin Hatschepsut ein, ja sie macht einen der älteren Brüder der Pharaonin kurzerhand zum Stammvater Israels (Moses = Moshe = Ramose) – aber ihr Roman versprüht lebendiges, authentisches Flair und versetzt den Leser tatsächlich mitten in die Antike.

Die Thesen, die sie aufstellt, sind ebenso phantastisch wie Chloes Reise durch Raum und Zeit, und man sollte das alles nicht furchtbar ernst nehmen. Angereichert ist der Roman, der ebenso pittoresk wie abenteuerlich ein Leben im pharaonischen Land am Nil präsentiert, mit einigen sehr ausführlichen Liebesszenen, die durchaus verzichtbar gewesen wären, aber wohl der hauptsächlich weiblichen Leserschaft Rechnung tragen sollen.

Die Prophetin von Luxor liefert einige Stunden ausgezeichnet geschriebene Unterhaltung mit ein wenig kulturhistorischem Hintergrund und viel Abenteuer und Romantik, die einfach Spaß machen – gelungen.

Bewertung: ★★★½☆