Rolf A. Becker – Der Krimi, unser täglich Brot
Rolf Becker, Erfinder von „Dickie Dick Dickens„, nimmt in diesem kurzweiligen Bändchen die Krimiwelt unter die Lupe. Von den Anfängen bei Edgar Allan Poe und Sir Arthur Conan Doyle bis zur modernen Krimiserie im TV analysiert der Krimispezialist die ganze Welt von Mord und Spannung.
Rolf A. Becker – Der Krimi, unser täglich Brot
Eine satirische Betrachtung über Krimis
Mehr als den Kriminalroman aber, der vor allem zur Erläuterung der Grundtypen des Krimis dient – der Wer-War’s-Krimi, der auf die intellektuelle Lösung des Problems setzt, und der Action-Krimi, in dem es um eine schnell voranschreitende und dadurch Spannung erzeugende Handlung geht – nimmt der langjährige Rundfunk- und Fernsehautor das filmische Krimi-Geschehen unter die Lupe.
Selten habe ich ein Fachbuch, das sich mit Theorie und Praxis einer literarischen Gattung und ihrer TV-Umsetzung befasst, mit so viel Vergnügen gelesen. Becker gönnt sich den einen oder anderen Seitenhieb auf den „Verwaltungskrebs“ deutscher Rundfunkanstalten, erklärt, warum Deutschland keine Krimitradition hat, und welche Folgen das deutsche Bildungsbürgertum und die Nachkriegszeit auf die deutsche Fernsehlandschaft hatten. Er lässt dabei auch Straßenfeger wie die Edgar-Wallace- und Francis-Durbridge-Reihe nicht aus, und vergleicht all dies mit der lang gewachsenen und etablierten Kriminalfilm- und -romankultur der angelsächsischen Staaten oder auch Frankreichs. Die Subgenres (Krimi Ouvert = Columbo; Gerichtskrimis von Perry Mason bis Matlock) wie auch die großen deutschen Fernsehkrimireihen werden hier freundlich, mit viel Sachkenntnis und spitzer Feder seziert.
Sehr erhellend und mit hohem Wiedererkennungswert ist Beckers Auflistung wiederkehrender Grundmotive und Kernerzählungen in Kriminalgeschichten. Am Ende hat der Leser sehr viel über das Wie, Was und Warum des Krimis gelernt, gleich noch ein Stück deutsche Fernsehgeschichte miterlebt und herzlich gelacht. Für Autoren wie für reine Krimikonsumenten eine ebenso unterhaltsame wie informative Lektüre. Leider ist das Büchlein aber vergriffen und damit, wenn überhaupt, nur noch antiquarisch oder per Bibliothek aufzutreiben.
Bewertung: