Odenwald und Bergstraße – Streifzüge durch einen Geopark
In der schönen Reihe „Natur in Hessen“ ist beim Fachverlag Dr. Fraund aus Mainz auch der vorliegende Band erschienen:
Odenwald und Bergstraße. Streifzüge durch einen Geopark
Ein Geopark ist ein besonders ausgewiesenes Gebiet, in dem Erdgeschichte erlebbar gemacht wird. In diesen Räumen soll verständlich werden, wie Landschaften entstehen, wie Gesteine und andere Rohstoffe im Untergrund verteilt sind und wie die Geologie die jeweilige Landnutzung beeinflusst. Diese Themen werden durch Angebote wie geführte Wanderungen, Informationstafeln und vieles mehr vermittelt. Der Odenwald, bzw. der Geopark Bergstraße-Odenwald, ist eines der von der UNESCO ausgewählten Beispielprojekte bei ihrem Ziel, ein globales Netzwerk von nationalen Geoparks zu schaffen.
Ein Geopark ist nach UNESCO-Definition
keine neue Kategorie von Schutzgebieten, sondern Geoparks sollen eine Möglichkeit bieten, den Schutz von Landschaft und Naturdenkmälern zu verbinden mit nachhaltiger Tourismus- und Regionalentwicklung.
Und gerade das Thema der nachhaltigen Entwicklung hat sich Herausgeber Herwig Klemp besonders auf die Fahnen geschrieben. Deswegen lässt er viele Fachleute aus Ökologie und Biologie zu Wort kommen. Ganz besonders angetan hat es mir der Beitrag von Dr. Mathias Ernst, der die Geschichte der Verwandlung des Geotops Odenwald um einen ganz persönlichen Blickwinkel bereichert, als jemand der die Transformation der bunten lebendigen Waldvielfalt dieser Landschaft hin zu einer artenarmen Waldbewirtschaftungs-Monokultur schmerzlich miterlebt hat.
Wichtig ist es den Autoren, zu betonen, dass – auch wenn die Reihe sich mit den Natur- und Kulturlandschaften Hessens befasst – dieses Buch den gesamten Odenwald über die Grenzen der Bundesländer hinaus abdeckt – bis nach Heidelberg oder Miltenberg hinein.
Und ebenso vielfältig wie die Landschaft, um die es geht, sind auch die Themen, denen sich das Buch widmet.
Natürlich werden die geologischen Gegebenheiten, die Lage, das Klima diskutiert, das zum Beispiel die Bergstraße, die Strata montana der alten Römer, prägt, die besonderen Gesteine des Odenwalds werden vorgestellt, der Blick geht in die Geschichte dieser jahrtausendealten Kulturlandschaft, von den Römern zur Reformation, vom Schälwald zum Fichtenwald, von aussterbenden Handwerken bis zu neu entdeckten Marktnischen.
Ein starker Schwerpunkt liegt auf der Ökologie, auf seltenen und aussterbenden Arten, aber auch eine Rückbesinnung auf alte Traditionen und zum Beispiel regionale Produktionen im Sinne der Slow-Food-Bewegung werden hier kenntnisreich und liebevoll vorgestellt.
Der Weg führt von Magerrasen-Wiesen bis zu Fledermäusen und Wanderfalken, und auch mystische Orte wie Quellheiligtümer bleiben nicht unerwähnt.
Bei aller „Geopark“-Ausrichtung ist Der Odenwald. Streifzüge durch einen Geopark vor allem ein randvoll mit spannende Informationen vollgepackter Führer in eine zu Unrecht vernachlässigte, hochinteressante Region Deutschlands, was die Sammlung von touristisch geprägten Adressen am Ende des Buches noch einmal deutlich herausstellt.
Es ist erstaunlich, wie viel Wissenswertes der Autor in die 96 Seiten dieses Hardcover-Buches gepackt hat, die zusätzlich wunderschön bebildert sind, und Lust darauf machen sich den Naturpark Odenwald-Bergstraße aus der Nähe anzusehen.
Ein einziges kleines Manko hat das Buch: Streckenweise ist es wie ein naturkundlicher Vortrag an einer Volkshochschule geschrieben, recht dröge und bisweilen ermüdend in der Diktion. Hier hätte ein auf etwas flüssigere Schreibweise, auf etwas leserfreundlicheren Stil hin orientiertes Lektorat dem Text gut tun können.
Auf jeden Fall ist das Buch eine Empfehlung, die anderen Bände dieser hessische Regionen beschreibenden Reihe ebenfalls zu lesen – und unbedingt den Odenwald zu besuchen, um sich die vielen vorgestellten Orte auch endlich in Natura anzusehen.
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