Jürgen Gulbins – Grundkurs Digital Fotografieren
Jürgen Gulbins ist Fachbuchautor für Themen wie Linux, Unix, aber auch Dokumenten-management, Typographie und Farbmanagement und in letzter Zeit RAW und Fotografie. Im dpunkt-Verlag, der durch seine ausgezeichneten Fotobücher spätestens seit „Die digitale Dunkelkammer“ Bekanntheit erlangt hat, ist mittlerweile die dritte überarbeitete Auflage von
Jürgen Gulbins – Grundkurs Digital Fotografieren.
Kameratechnik, Bildkomposition, Bildbearbeitung, Bildverwaltung
erschienen.
In gewohnt wertigem Hardcover-Einband und mit exzellenten Grafiken und aussagestarken Farbabbildungen versehen, führt das Buch durch alles, was es rund um das Thema Digitalfotografie zu wissen gibt.
Nach einer kurzen Einleitung in Kapitel 1 geht es im 2. Kapitel an die Hardware, nämlich Kamera und Zubehör. Hierbei erspart der Autor dem Leser die in vielen Fotobüchern so beliebte ‚Kaufhilfe‘ bei der Auswahl der Digiknipse, und liefert stattdessen einen umfassenden Überblick über gängige Kameratypen, erläutert fachgerecht Bildsensoren, Optiken, Brennweiten und Lichtstärken von Objektiven sowie weitere zu berücksichtigende Details, stellt die verschiedenen Sucher-Arten vor, ermuntert den Nutzer, sich intensiv mit dem Handbuch der eigenen Kamera auseinanderzusetzen, erörtert Speichermedien und gibt schließlich praxisgerechte Zubehör-Tipps von Blitz bis Stativ, von Akku bis Filter und Druckluftdose. Auch das PC-Rüstzeug darf beim Thema digitale Fotografie natürlich nicht fehlen, Datei- und Metadatenformate, und Begriffe wie dpi, ppi und lpi werden erklärt. Abschließend geht der Autor ausführlich und gut verständlich auf Belichtungszeiten und Blenden ein.
Bereits an diesem Kapitel fällt positiv auf was sich durch das gesamte Buch zieht – Gulbins hat keine Scheu, komplizierte Themen zu erklären, und das wohl auch deswegen, weil er sie glasklar und gut verständlich präsentiert, ohne dabei Menschen mit vielen (auch technischen) Vorkenntnissen zu langweilen, und ohne den Einsteiger zu überfordern. So gekonnt wünscht man sich so manches Thema in Fachbüchern aufbereitet.
Das 3. Kapitel wäre für sich genommen schon eine eigene Publikation wert gewesen: Fotografie als Komposition. Gerade das kompositorische Element geht im Zeitalter des massenverfügbaren digitalen Schnappschusses oft verloren. Gulbins erläutert anschaulich und mit ausgezeichneten Fotos und vor allem Skribbels (Zeichnungen) der kompositorischen Techniken, die unterschiedliche Varianten ein und derselben Kompositionstechnik nebeneinander zum Vergleich darstellen, was es bei der Motivauswahl zu berücksichtigen gilt, und welche Möglichkeiten und Ideen man sich zu Nutze machen kann. Zwar nimmt dieses Kapitel nur wenige Seiten ein, aber an umsetzbarem Nutzen und Mehrwert gerade für den Neuling im Bereich der (digitalen) Fotografie ist es von unschätzbarem Wert.
Kapitel 4 widmet sich fotografischen Szenen – nach Gulbins „zahlreiche unterschiedliche Aufnahmesituationen, die eine angepasste Technik und Ausrüstung benötigen„. Das reicht von der Basistechnik – Programmeinstellungen der Kamera, der richtigen Haltung der Kamera in Hand und auf Stativ, über die Betrachtung spezieller Situationen wie Porträts, Gruppenfotos, Kinderbildern, Tierfotografie, Makro-Fotografie, Landschaftsaufnahmen, Sportfotografie und Architekturaufnahmen bis zu gezieltem Verwenden von Spiegelungen, Blitzen oder Langzeitbelichtungen und den besonderen Herausforderungen von Nachtaufnahmen. Etwas mehr Raum widmet Gulbins den Anforderungen großer Panoramen, wie man sie heute bequem mit Panorama-Tools erstellen kann, bei denen es aber auch schon im Vorfeld – nämlich bei der Erstellung des Ausgangsmaterials- eine Menge nützliche Tipps und Kniffe gibt die einem in der späteren Nachbearbeitung Mühe und Kummer ersparen. Schließlich geht er noch auf Studio- und Reproaufnahmen ein. Allen diesen Tipps ist gemeinsam, das sie sich am Rahmen eines Einsteigers orientieren und auch zielgerechte Anregungen zur Gestaltung der eigenen Ausrüstung mit einfachen Mitteln geben.
Das 5. und umfangreichste Kapitel ist das Thema Bildbearbeitung. Ganz systematisch führt Gulbins seine Leser in die zahlreichen Möglichkeiten der digitalen Aufbesserung und Retusche ein und erläutert dabei auch den idealen Workflow präzise und gut nachvollziehbar. Anhand von Photoshop Elements erklärt er die gängigen Werkzeug-Paletten von Bildbearbeitungssoftware, nicht ohne auf die Vielfalt verfügbarer Programme hinzuweisen. Nach einem Ausflug in Ebenenkonzepte, Farbmodi und Farbräume kommt ein in der überarbeiteten Version hinzugefügter Teil über den RAW-Workflow, ehe es zur „eigentlichen Bildbearbeitung“ weitergeht – allen voran Tonwert- und Farbkorrekturen. Auf insgesamt 93 Seiten führt der Autor seine Leser Schritt für Schritt durch die Optionen einer digitalen Bildkorrektur, bildhaft mit Beispielen illustriert, und nicht minder verständlich geschrieben, so dass auch Anwender anderer Software hiermit eine gute, grundlegende Anleitung für ihre digitale Bildbearbeitung finden.
Im folgenden Kapitel geht es um das Erfassen, Verwalten, Drucken und Präsentieren von Bildern. Neben einem erneuten Hinweis auf einen konsistente Systematik beim Arbeiten mit digitalen Bildern, die auch das Sichern unbearbeiteter Originale und Backups umfassen sollte, geht es hier vor allem um die Themen Scanner und Scannen, Bildverwaltung und Bilddatenbanken, Metadaten und Kategorien, und schließlich natürlich die Printausgabe. Aber auch Internet-Galerien und Video-Diashows, Versand per Mail und professionelle Ausbelichtung finden in diesem Kapitel ihren Platz.
Der Anhang umfasst neben einem ausführlichen Literatur- und Quellenverzeichnis einige nützliche Übersichtstabellen zu allerlei Themen aus dem Buch, und ein knappes Glossar.
Fazit:
Ein ausgezeichnetes Buch – das erste Digital-Fotografiebuch, das sich tatsächlich an Einsteiger in die Thematik richtet, ohne einseitig auf ein Thema fixiert zu sein, aber dabei dennoch komplexe Themen nicht anreisst, sondern auch gekonnt erklärt. Hier werden alle Fragen, die im Alltag des digitalen Fotografen aufkommen können, aufgegriffen und sachgerecht erläutert. Nicht Fotografie für Dummies, sondern Fotografie für Leute die wirklich etwas wissen und dazu lernen wollen. Uneingeschränkt zu empfehlen.
Bewertung: