O’Reilly: Flickr Hacks
Als zufriedene Flickr-Benutzerin war ich begeistert, als ich 2006 in einem Forum bei Flickr erfuhr, dass ein paar Programmierer sich daran gemacht hatten, die „Hacks“-Reihe von O’Reilly um einen recht umfänglichen Band zu Flickr zu ergänzen, und das was die beiden Macher an Bildbeispielen vorstellten, war hochinteressant. Also orderte ich das Buch und wartete. Und wartete. Und wartete. Doch es kam tatsächlich der Tag an dem das Buch dann wirklich erschienen war:
Paul Bausch & Jim Bumgardner – Flickr Hacks
Tips & Tools for Sharing Photos Online
Hatte sich das Warten gelohnt? Ich bin zwiegespalten.
Zum Beispiel erwarte ich von einem „Hacks“-Buch, dass es mir neue Dinge zeigt, die ich selbst machen kann, die über den normalen Umfang des Programmes oder Dienstes, der gehackt werden soll, hinaus gehen. Und natürlich gibt es ein paar nette Spielereien im Buch, die es einem etwa ermöglichen, Flickr tag clouds auf der eigenen Website zu erzeugen, comments auf die eigene Platte zu sichern (etwas, das das ebenfalls von Bumgardner und Bausch vorgestellte Flickr Backup Tool zum Beispiel weglässt), oder Kontaktabzüge nach eigenen Vorgaben zu erstellen. Natürlich wird en detail die Flickr API erklärt und für den Neugierigen aufgedröselt, wie er mit allerlei Hilfsmittelchen die Features von Flickr individualisiert nutzen kann – also ein rundum nützliches Tool für den Poweruser.
Auf der anderen Seite sind weite Strecken des Buches eine Anleitung, wie man die regulären Funktionen und Tools von Flickr benutzt, und wird mehr zu Flickr The Missing Manual; es erläutert, wie man Metadaten in Bildern in Photoshop einbindet (was meines Erachtens nicht Thema dieses Buches sein sollte), oder stellt Tools vor die (mitterweile) voll in Flickr implementiert sind, erklärt Sachen, die jedem der sich ein wenig mit der Materie befasst hat, automatisch ins Auge springen. Muss in ein Flickr Hacks Buch unbedingt eine Anleitung, wie man Flickr Uploadr benutzt oder Bilder per Handy hochlädt?
Die wirklich coolen Hacks haben die Autoren selbst schon lange als Sammlung von Flickr Toys ins Web gestellt, die mit einem Klick jeder User benutzen kann. Die Lust, sich dann hinzusetzen und das nachzuprogrammieren ist aus naheliegenden Gründen sehr beschränkt.
So bleibt bei mir ein schaler Nachgeschmack, wenn ich mir Flickr Hacks, auch mit nun einem Jahr Abstand vom Erscheinungstermin, ansehe – vielleicht, weil das Buch selbst so gespalten ist. Auf der einen Seite werden grundlegende Funktionen von Flickr erklärt wie in einem Handbuch, dieser Teil richtet sich ganz offensichtlich an unerfahrene Benutzer des Bilderdienstes, auf der anderen Seite werden mittels der Flickr API und zum Beispiel Perl Hacks eingesetzt, die deutlich unter die Oberfläche gehen und mir als fortgeschrittenem Anwender bereits zu komplex sind. Die spielerische Anwendbarkeit, wie sie etwa die Tipps & Tricks von Google Hacks erreichen, fehlt hier völlig. Und so gehört dieses Buch, obwohl ich Flickr fast täglich nutze, zu den am wenigsten verwendeten „Hacks“-Büchern in meinem Regal.
Für Leute, die selbst fortgeschrittene Scripts für Flickr basteln möchten, ist Flickr Hacks zweifelsohne ein Gewinn, für den Normalanwender, der die implementierten Funktionen von Flickr aus dem EffEff beherrscht und sich nur spielerisch und vor allem nebenbei neue „Hacks“ erschließen möchte, ist das Buch aber ungeeignet.
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