Alex Jahnke & Marcus Rauchfuß – Steampunk (kurz und geek)
Steampunk – kurz & geek
Wenn Alex „Clockworker“ Jahnke und Marcus „Daily Steampunk“ Rauchfuß zusammen ein Buch schreiben, dann ist das Thema eigentlich nahe liegend: Steampunk.
Aber was genau ist Steampunk eigentlich, wie definiert man das, worin unterscheidet es sich von anderen Genres? Was macht diesen „Trend“ (ich setze das mal ganz bewusst in Anführungszeichen) so trendig, was grenzt ihn von Scifi, historischen Reenactern und anderen Retro-Spinnern ab? Wo liegt der Reiz, was macht Steampunk so besonders und interessant?
Diesen Fragen widmen sich die Autoren mit einem locker-flockigen Abriss über die Historie des Steampunk und die Vielfalt seiner Quellen und Inspirationen, von Jules Verne (und warum der dennoch keinen Steampunk schrieb) über William Gibson bis zu der Hackerspace-Bewegung.
Ein angenehm „unmodernes“ Verständnis von Höflichkeit, eine Vorliebe für (andere) Ästhetik im Design und der Spaß daran, Dinge selbst zu erschaffen, sind ebenso wichtige Elemente der Bewegung. Und Steampunk muss, auch das lernt der Leser, keineswegs eine Kreuzung aus victorianischem Habitus und Science-Fiction darstellen – längst etablieren sich andere Formen von historisch-kulturellen Mash-Ups, wie Dieselpunk, Atompunk und andere neue Subkulturen.
Ihren Spaziergang durch die Historie und Eigenheiten des Genres belegen Jahnke und Rauchfuß dabei mit vielen Bildern und Quellenangaben; leider sind im gedruckten Buch einige der kleinformatigen Schwarz-Weiß-Abbildungen aber kaum zu erkennen – hier sei dann doch eher auf die Blogs der Autoren verwiesen.
Fast die Hälfte des Buches machen (Popkultur-) Referenzen und Quellen zum Thema aus, ob es TV-Serien sind, die von Steampunk inspiriert sind (oder zur Inspiration dienen), natürlich Bücher und Magazine, aber auch Brett- und Computerspiele, Rollen- und Liverollenspiele, Musik, Podcasts, Anime, Mode, Filme – wer sich ausgiebig mit dem Thema befassen möchte, findet hier ein Füllhorn an Ideen. Abschließend schauen die Verfasser auf die deutsche und europäische Steampunkerszene, und werfen natürlich einen vorsichtigen Blick in die Zukunft der dampfgetriebenen Subkultur.
Der Verlag hat dem Buch noch eine Linkliste spendiert, die sich als PDF im Web findet. Zwar ist mir durchaus klar, dass die Wahl des PDF-Formats vor allem einer vereinfachten und standardisierten Seitenpflege geschuldet ist, aber altmodisches XHTML wäre für eine Vielzahl von Endgeräten die sinnvollere Wahl. Das ist aber nicht den Autoren anzukreiden.
Wer sich, wie das Autorengespann im ersten Kapitel, schon immer mal fragte: Steampunk? WTF?, wird sich dank dieses handlichen kleinen Büchleins viele der offenen Fragen selbst beantworten können – die (inklusive Index) 193 Seiten sind vollgestopft mit gut recherchiertem Wissen, das aber nie dröge ist, sondern im Gegenteil Lust auf das Thema Steampunk macht, selbst wenn man bis dahin nicht zu den Fans gehörte. Für altgediente Luftschiffkapitäne und dem Aether wie dem Absinth Verfallene findet sich vielleicht nicht viel Neues, aber doch eine sehr umfangreiche Dokumentation zum eigenen Hobby, die man getrost anderen in die Hand drücken kann, wenn die mal wieder wissen wollen, was genau man da eigentlich treibt. Mit anderen Worten: ein rundum gelungenes kleines Handbuch zum Thema.
(Mein persönliches Highlight des Buches hat übrigens mit einer Expedition nach Tunguska zu tun.. aber lesen Sie es einfach selbst!)
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