1 x täglich Zentangle: Die 6-Wochen-Kur für kreatives Zeichnen
Vor einiger Zeit kam – im Verein mit schön gestalteten Bullet Journals – eine neue Form von Kunst in die Welt: Zentangle. Das Kunstword aus Zen und tangle (ungefähr: Gewirr) beschreibt aus einfachen Linien, Kreisen, Wellen, Strichen zusammengesetzte abstrakte kleine Kunstwerke. Beim „Doodlen“, also verspieltem Herumkritzeln, können so schöne kleine Bilder entstehen.
Beckah Krulah, die Autorin von
1 x täglich Zentangle: Die 6-Wochen-Kur für kreatives Zeichnen
betreibt unter Zentangle.com eine Website zum Thema, dort kann man auch ein schöne Einstiegsvideo sehen, das die Technik erklärt, und viele Anregungen finden.
Um sich mit Zentangle vertraut zu machen, ist das knapp 20×20 cm große Buch gut geeignet – in 42 einzelnen Lektionen wird bildhaft gezeigt, wie Zentangles entstehen, in jeder Lektion werden 3 „Tangles“, kleine Kritzeleien, vorgestellt, die die geneigte Leserin dann nachmachen und vor allem üben, üben, üben kann, dazu gibt es jeweils eine Tagesaufgabe, eine bestimmte Art Bild zu erstellen. Nach und nach – man muss die Lektionen nicht linear durcharbeiten – kann man sich so die große Vielfalt des Tanglens erarbeiten. Grafisch ist das Buch – wie man bei einem solchen Thema wohl erwarten kann – sehr schön gestaltet.
Verabschieden muss man sich allerdings von dem Gedanken, mit ein bisschen täglichem Rumgekritzel ebensolche kleinen perfekten Kunstwerke wie die Autorin erschaffen zu können. Auch wenn es nur ein wenig „Rumkritzeln“ sein soll, steckt hinter den Doodles einiges an kompositorischer Arbeit und Hirnschmalz, und auch beim Zeichnen ein Konzept, sonst wirken die Zeichnungen nicht.
Gestört hat mich vor allem, dass das Buch erst mal mit einer (teuren) Materialliste aufmacht – das richtige Papier muss es sein, sonst wirken die Doodles nicht; es gibt genaue Vorgaben für die zu verwendenden Stifte, und und und… gerade, wenn ich mir eine neue Technik erschließen möchte, will ich nicht erst mal noch viel Geld in Material schaufeln. Und zum Üben der Tangles tut es auch jeder herumliegende Papierschnipsel und alles, was an Stiften im Haushalt eben vorhanden ist. Hat man dann Spaß daran gefunden, kann man ja immer noch die richtigen ™ Tools anschaffen. Irreführend ist auch die Behauptung, es sei mit „1x täglich“ (so der Titel der Buchreihe) getan. Um die einzelnen Elemente wirklich zu beherrschen, ist regelmäßiges Training ebendieser unerläßlich.
Ich habe mir zum Üben und Verstehen auch einige der zahlreichen Lehrvideos auf Youtube angesehen, das ist gegebenenfalls ganz hilfreich. Für mich ist Zentangle auch nach mehreren Lektionen aus dem Buch kein Spaß – das allerdings hat nichts mit dem Buch zu tun, sondern nur damit, dass es nicht meine Form des kreativen Outlets ist. Um sich der Methode anzunähern ist das Buch aber wirklich hervorragend geeignet.
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