Essays

Jeremy Clarkson – The World According To Clarkson

Jeremy Clarkson, einen der bekanntesten Journalisten rund ums Thema Auto, kennen viele Deutsche vor allem aus seiner Sendung TopGear bei der BBC. Diese ungemein lockere und dennoch stahlharte Autottestershow hat weltweit ein Riesenfanpublikum.

Eigentlich hat Clarkson das Journalistendasein aber von der Pike auf gelernt, als Zeitungsmann. Und dank seiner Popularität und seiner sehr prägnanten Art, seine Meinung über alles mögliche, das den Normalsterblichen so interessiert, in die Welt zu posaunen, hat die Sunday Times, eine große britische Wochenzeitung, ihn zu einer wöchentlichen Kolumne verpflichtet.

Eine Auswahl dieser Kolumnen findet man in

The World According To Clarkson.

Ob es der Eurofighter ist, Urlaub auf Barbados, die Verwendung von Lotteriegeldern oder das Rauchen in Restaurants, Clarkson macht seinem Unmut über die Dämlichkeit von Politikern, Bürokratie, Blödheit von Mitmenschen, allerlei Absurditäten, aber auch der Verwunderung über die Großartigkeit technischer Errungenschaften oder die Frage, warum Männer ungern zum Zahnarzt gehen, Luft.

Bissig, mit einem sehr britischen Humor bewaffnet, direkt und manchmal auch ein wenig polterig, immer aber himmelschreiend komisch und pointiert sind seine Essays – mehr eine Kommentarsammlung zum modernen Leben – zu lesen. An mancher Stelle fühlt man sich an die Figur von Tim Taylor aus Home Improvement erinnert, etwa, wenn er zu viele Feiertage beklagt, in denen er dann unweigerlich anfängt, aus purer Langeweile etwas zu reparieren, mit der Folge, dass danach der Handwerker kommen muss.

Anderen Orts stöhnt man leise lächelnd mit Clarkson über die Tücken eines Grenzverkehrs zwischen Österreich und Schweiz, lernt mit ihm neue Musikstile kennen, quetscht sich in zu enge Flugzeugsitze und macht sich vergnügt über Britney Spears, Literaturpreise, Big Brother oder David Beckham lustig.

Auch nachdenkliche Momente kann man mit dem Mann, der von sich sagt, wichtigster Ausrüstungsgegenstand seiner Karriere sei das Wörterbuch Yorkshire-English / English-Yorkshire gewesen, erleben, etwa wenn er sich dem Altern widmet, und der dahin schwindenden Lebenszeit, die nicht ausreicht, um alle Menschen zu treffen, die er treffen möchte, weswegen er sein Adressbuch schon mal schweren Herzens um die zusammenstreicht, die ihm seine Zeit nie mehr rauben sollen; oder sich mit den Tücken des Elterndaseins herumschlägt.

Ein herzliches, offenes, ehrliches Buch, das einen kritischen, nachdenklichen und dennoch heiteren Blick auf die kleinen und großen Ärgernisse und Freuden des Lebens zeigt – allerfeinste Freizeitlektüre, die ein Grinsen garantiert – und so manchen lauten Lacher auch.

In der Sunday Times, deren Archiv leider nicht mehr vorhanden zu sein scheint, habe ich einen Verriss der Mercedes R-Klasse gelesen, den Clarkson elegant mit einer gepfeffert harschen Kritik an der Energie- und Steuerpolitik Großbritanniens verband. Man wünscht sich, wir hätten auch einen Clarkson in Deutschland, der solche knackigen Glossen frisch von der Leber weg schreiben kann, und eine große Zeitung, die sie dann auch druckt.

Bis dahin hilft nur: Clarkson lesen!

Bewertung: ★★★★½