Essays

Jeffrey Steingarten – Der Mann der alles isst: Zweiter Gang

Jeffrey Steingarten war lange Jahre Anwalt, ehe er sich zum Vollzeit-Gourmet und Food-Journalisten mauserte – vielleicht hat er deswegen eine Tendenz dazu, seine Leser mit Wortgewalt zu beeindrucken. Seine Foodkolumnen für die VOGUE sind weltbekannt, ebenso wie sein erstes Buch „Der Mann, der alles isst. Aufzeichnungen eines Gourmets„. Heute schreibt Steingarten u.a für Slate Kolumnen.

Mit

Jeffrey Steingarten – Der Mann der alles isst: Zweiter Gang

legt er einen weiteren Band seiner unnachahmlichen Essays über seine Abenteuer im Land des Essens vor, oder sollte man sagen, seine Bes-Essen-heiten? Denn besessen, ja bisweilen zwanghaft ist Steingarten auf jeden Fall, und er scheut weder Mühen noch Kosten noch die Nerven seiner Mitmenschen, wenn ihn eine Idee, ein Problem oder ein kulinarisches Erlebnis zwacken.

Ob er sich über den Calamari-Index als Messinstrument der kulinarischen Fortgeschrittenheit einer Nation auslässt, auf der Suche nach dem ultimativen Truthahn-Rezept ist, sich 20 Seiten lang über seine Brotback-Exzesse en detail auslässt, uns erklärt, wie die kalifornische Obstproduktion funktioniert oder der These nachgeht, sein Gourmet-Dasein sei die Folge eines Hirnschadens (und dafür sogar in die Schweiz fliegt für einen Termin bei einem Neurologen), quasi-wissenschaftlich wie im Labor das Entstehen einer Suppe analysiert oder die Kunst des Omelettebratens erlernt, Steingarten kennt keine halben Sachen. Alles wird bis zur Neige ausgekostet, jedes noch so belanglose Detail mit Witz und Verve erkundet und erwähnt, und nur manchmal nervt er so ein ganz kleines bißchen. Wie seine Frau es mit ihm aushält, frage ich mich bei der Lektüre allerdings schon.

Höchst unterhaltsam, wort- und lehrreich sind Steingartens Exkursionen in die Höhen und Niederungen des wahren Gourmettums – ein schönes Lesebändchen für fortgeschrittene Gourmets und solche, die es werden wollen – très bien!

Bewertung: ★★★★☆