Walter Moers – Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Hörbuch)
Walter Moers – Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Hörbuch)
vorgetragen von Anreas Fröhlich
Der sechste Roman aus Zamonien
Das Buch
Zweihundert Jahre sind vergangen, seit sich die Geschehnisse aus Die Stadt der Träumenden Bücher zugetragen haben, zweihundert Jahre, in denen Hildegunst von Mythenmetz sich vornehmlich auf der Lindwurmfeste mit allerlei Delikatessen Speck anfraß, und sich ansonsten in Selbstbeweihräucherung erging. Doch im Grunde genommen ist dem Lindwurm sterbenslangweilig. Als ihn ein mysteriöser Brief aus Buchhaim erreicht, ergreift er die Chance beim Schopf und begibt sich auf den Weg in die Stadt der Bücher und Buchverrückten. Buchhaim wurde nach dem alles verzehrenden Brand wieder aufgebaut, neue Stadtteile sind entstanden; das Rauchen auf der Straße ist – oh tempora, o mores – wegen der Brandgefahr illegal, und alsbald versackt Hildegunst in einer Raucher-Spelunke… Auch sonst ist längst nicht alles so, wie der Lindwurm das gern hätte – denn obwohl er der „berühmteste Schriftsteller Zamoniens“ ist, liegen seine Bücher, wenn sie denn überhaupt verkauft werden, auf den Remittendenstapeln, und berühmt ist er vor allem für das Stilmittel der mythenmetz’schen Abschweifung…
Abschweifung ist dann auch ein gutes Stichwort. Moers führt den Leser durch das neu entstandene Buchhaim mit einigen wie immer sehr obskuren und witzigen, schrägen Ideen und Wort- und Gedankenspielereien. Wir treffen auf Biblionauten, erneuern unsere Bekanntschaft mit der Schreckse Inazea Anazazi, den Buchlingen Ojahnn Golgo van Fontheweg, Dölerich Hirnfidler und Gofid Letterkerl, aber eigentlich passiert in diesem Buch weiter nichts, als dass die Geschichte aus Die Stadt der Träumenden Bücher noch einmal neu nacherzählt wird. Am Ende gibt es einen Cliffhanger, der deutlich macht, dass man hier gerade 432 Seiten bzw. 14 Stunden Hörzeit auf ein etwas besseres, ausgedehnteres Vorwort mit Rückblick vergeudet hat.
Das Hörbuch
Nach dem von Dirk Bach wirklich fulminant intonierten Buch Die Stadt der Träumenden Bücher war klar, dass Andreas Fröhlich ein schweres Erbe antreten musste. Den vergnügt selbstbeweihräuchernden Ductus des Lindwurms Hildegunst von Mythenmetz versucht er auch gar nicht erst nachzuahmen, sondern gibt der Geschichte durchaus ein anderes, eigenes Flair.
Leider leidet das Hörbuch aber daran, dass die Originalvorlage wirklich langatmig ist, und ich ertappe mich mehrfach dabei, mit einem Aufstöhnen „Der erzählt jetzt nicht wirklich den ganzen Quatsch nochmal?“ von mir zu geben – diesem Werk hätte eine stringente Kürzung nur gut tun können. Die inhaltlichen Probleme sind allerdings nicht dem Sprecher anzulasten, er macht seinen Job sehr souverän.
Bei aller Liebe für die Sprach- und Gedankenkonstrukte von Moers ist Das Labyrinth der Träumenden Bücher nur ein sehr mittelmäßiger Lückenfüller, und für einen gestandenen Zamonien-Fan eine Enttäuschung. Eine Leseempfehlung ist es ganz sicher nicht. Einen halben Extra-Stern vergebe ich für den Wortwitz und den Sprecher.
Bewertung: