Maik Lamczyk u. Andreas Kitzinski – Die Welt von Mithor: Tage des Schicksals
Die drei Steine von EnNurú wurden für das Gute auf der Welt von Mithor erschaffen. Wer diese drei Steine besitzt, hat die Macht. Nachdem dunkle Kräfte sich aufmachen, in den Besitz aller drei Steine zu kommen und den Zauberer Zensai wieder ins Leben zurückholen wollen, müssen Kentrec, Oberhaupt des Hohen Rates aus Tembur, Cháronn aus dem Dunwald und Asban sol Kábra dies unter allen Umständen verhindern. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit und das Böse beginnt.
Soweit der Text vom Rückeinband von
Die Welt von Mithor. Tage des Schicksals
Wem das nun alles irgendwie bekannt vorkommt, und wer dabei leise an Tolkien denkt, denkt richtig – Mithor ist eine weitere tolkienesque Fantasy-Welt, und lässt sich wohl am ehesten als ein Rollenspieler-Universum beschreiben – jedenfalls erinnert das, was Lamczyk und Kitzinski vorlegen, mehr an einen AD&D-Abend als wirklich an einen Roman.
Sie haben sich viel Mühe gemacht, ihre Welt mit Mythen, Figuren und nicht zuletzt umfangreichen handgezeichneten Karten im typischen Fantasy-Stil anzureichern, und aus diesem Spaß eine Welt zu entwerfen, ist auch das vorliegende Buch geboren worden.
Leider erschließt sich mir als Leser dieser Spaß jedoch nicht beim Lesen. Im Gegenteil. Ich habe mehrere Anläufe gestartet, in die Welt von Mithor einzutauchen, aber ich bin unfähig, die Lektüre zu beenden. Nach wenigen Seiten, ja bisweilen Absätzen, vergrault mich die holprige Sprache, der unelegante Satzbau, Grammatikfehler… Szenenbeschreibungen lesen sich wie Dinge, die ein Spielleiter am Pen&Paper Tisch ansagen würde, und die von den Autoren gewählte Präsensform unterstützt diesen Eindruck, mitten in einer Laiendarstellung zu sitzen, zusätzlich.
Im Gegensatz zu den Autoren, die die Wahl der Gegenwartsform als Erzählweise damit erklären, dass diese das Ende besser offen lasse, werde ich mit dem Präsens nicht warm. Meines Wissens habe ich noch keinen Fantasy-Roman weg gelegt, weil er in der Vergangenheitsform geschrieben war und deswegen unspannend. Dennoch hätte Die Welt von Mithor im Präsens funktionieren können, hätte der Roman wenigstens glaubwürdige, tiefschürfende, sich entwickelnde Charaktere oder einen mitreißenden Plot.
Statt dessen ziehen sich schwülstige und inhaltsleere Dialoge über mehrere Seiten, die Sprache der Handlungsträger wirkt (im Gegensatz zu z.B. Tolkien) unnötig künstlich, aufgebläht und verklausuliert. Weite Teile der Mythen Mithors und seiner Geschichte werden in Form eines Vortrags von Kentrec an den Leser wie die anderen Mitreisenden gebracht, und immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich mich frage, was genau diese Erzählungen eigentlich mit dem Plot zu tun haben, der im übrigen ein magerer Neuaufguss des Herrn-der-Ringe-Themas ist.
Und selbst das wäre für mich kein Grund gewesen, das Buch nicht fertig zu lesen. Ausschlaggebend sind für mich dagegen Absätze wie dieser:
„Eine Gruppe von fünf Menschen taucht aus dem schwarzen Wald auf. Sie haben sich schon vor gut einer Stunde das Lager von Cháronn und Asban entdeckt. Sie beratschlagten sich über die weitere Vorgehensweise, als der große Zauberer erschien. Drei der Gesichter erkennen Cháronn und Asban wieder. Das Narbengesicht, der große Mann, und der hagere. Die anderen beiden kenne sie nicht.“
Kämpfe und Schlachten lesen sich wie Gebrauchsanweisungen zum Einführen von Waffen in gegnerische Körper; Umgebungsbeschreibungen lassen jegliche atmosphärischen Details vermissen, die Charaktere haben keine Gefühle oder Motivationen – vor allem aber:
Die Grammatik hinkt, die Wortwahl strotzt vor immergleichen Wiederholungen, platten Adjektiven und Klischees, der Satzbau ist so variabel und vielseitig wie das Angebot eines Systemgastronomie-Burgerbraters. Das macht keinen Spaß, bis auf die handgezeichneten Karten am Anfang des Romans stimmt an diesem Werk rein gar nichts. Jede Seite Text wird für mich zur Qual.
Anscheinend gibt es noch weitere Mithor-Manuskripte. Außer BoD oder einem Zuschussverlag wie hier der Frankfurter Verlagsanstalt wird wohl niemand solche Texte verlegen. Den Autoren möchte ich raten, beim nächsten Werk wenigstens jemanden Korrektur lesen zu lassen, der die gruseligsten Grammatikverdrehungen tilgt, und der in der Lage ist, eine Rechtschreibkorrektur vorzunehmen. Noch besser wäre es allerdings, sie machen aus Mithor das, was es offenbar schon vorher war: ein Rollenspielabenteuer – keinen Roman.
Unlesbar.
Bewertung: