Time-Life: Wie sie damals lebten – Im alten Ägypten
In der von Denise Dersin für Time-Life herausgegebenen Reihe „Wie sie damals lebten“ erschien 1996 erstmals der Band über das antike Äygpten:
Wie sie damals lebten : Im alten Ägypten
Im Impressum kann man lesen, dass das Buch fachlich von Peter A. Piccione begleitet wurde, sowie von Thomas Dousa, der als Sprachspezialist maßgeblich am Demotic Dictionary beteiligt war und ist.
Auf 192 Seiten entfaltet sich ein bunt dekoriertes Bild der ägyptischen Kultur über mehrere Jahrtausende. Das gebundene Buch ist hochwertig verarbeitet, die Qualität der oft großen Abbildungen sehr gut.
Wie in vielen populärwissenschaftlich gehaltenen Büchern geht es hier eher um Glanz und Glorie des Staates am Nil, um Pharaonen, Götter, Gräber und Gelehrte, aber auch ein klein wenig um das Leben der einfachen Leute. Die Texte sind ansprechend geschrieben und gut verständlich, allerdings für ein nicht in der Materie vorbelastetes Laienpublikum, an das sie sich offensichtlich richten, oft nicht erläuternd genug.
Mich stören an diesem Buch zwei Dinge.
Das eine ist die Tatsache, dass sich eine Art Nacherzählung der altägyptischen Historie als Haupttext durch das Buch zieht, der fast auf jeder zweiten Seite von farbig abgesetzten Sonderkästen und Themenblöcken unterbrochen wird (im Inhaltsverzeichnis „Bildessays“ genannt). Diese Blöcke passen oft nicht zum sie umgebenden Thema, der Lesefluss stockt, dazu kommen reichlich betextete Abbildungen, nicht selten aus einem weiteren Kontext. Das Buch am Stück zu lesen ist quasi unmöglich, es ist gezielt auf Blättern und Schmökern hin ausgelegt.
Der zweite Punkt sind die thematischen Sprünge durch die Geschichte. Die einzelnen „Kapitel“ widmen sich den Themen „Stimmen aus dem Volk“ (Alltagsleben), „Herr der zwei Länder“ (Pharaonen), „Tapfer kämpfte ich an der Seite seiner Majestät“ (Militär und Expansion) und „Reise ohne Wiederkehr“ (Religion). Nicht nur, dass das Pharaonentum ohne Religionszusammenhänge und den Totenkult gar nicht verstanden werden kann, vor allem wandert die Erzählung vom Alten ins Mittlere ins Neue Reich, springt aber zwischen den Epochen immer wieder hin und her, da folgen Abschnitte über Hatschepsuts Expedition nach Punt, nachdem man Ramses II. längst abgehandelt hat, da werden Sachverhalte immer und immer wieder herausgeholt (wie der Einfall der Hyksos), das ist extrem ermüdend und zeigt erneut, dass das Buch nicht auf durchgängige Lektüre hin konzipiert wurde.
Unter dem Strich: Wer sich wirklich ernsthaft mit dem Dasein der Menschen im Ägypten der Antike befassen will, sollte lieber zu „Leben im Alten Ägypten“ greifen. Dieser Time-Life-Band dagegen taugt nur zum Bildchen ansehen.
Bewertung: