Krimi / Thriller

Michael Connelly – The Closers

Der 11. Roman der Harry-Bosch-Reihe

Michael Connelly – The Closers

Harry Bosch is back. Ein neuer Polizeichef tut Dienst in Los Angeles, und Ex-Partnerin Kiz Rider hat gute Beziehungen in den „sechsten Stock“, die Ebene auf der der Polizeichef residiert, hat sie doch dort längere Zeit Dienst getan. So kommt es, dass Harry, nachdem er sich eine Weile als privater Ermittler ausgetobt hat, nach 3 Jahren Ruhestand plötzlich wieder im Polizeidienst antritt – jedoch nicht mehr als Mordermittler bei RHD, der Robbery Homicide Division, sondern nun in der Abteilung Open-Unsolved des LAPD, die sich mit sogenannten „cold cases“ befasst – den ungeklärten Morden der letzten dreißig Jahre.

Im Zeitalter von DNA-Analyse, moderner Hightech-Forensik und immer weiter greifender Verbrechensdatenbanken und -analysen ergeben sich in manchen dieser Fälle, rollt man sie erneut auf, neue Spuren und Hinweise. So auch im Fall von Rebecca Verloren, einer Schülerin, die vor fast 20 Jahren aus dem Haus ihrer Eltern entführt und dann ermordet wurde. Aus einer vor 17 Jahren genommenen DNS-Spur an der Tatwaffe ergibt sich nach einer nachträglichen genetischen Analyse ein Hinweis auf einen Mann, der wegen rassistischer Anschläge vorbestraft ist – musste Rebecca Verloren sterben, weil ihre Mutter weiß und ihr Vater ein Schwarzer aus der Karibik war? Die Familie der Verlorens ist zerbrochen, der Vater ist Alkoholiker und lebt auf der Straße, die Mutter ist seit dem Tod ihres einzigen Kindes verstört und wohnt allein im Haus, in dem sie das Zimmer ihrer Tochter wie einen Tempel im alten Zustand erhält.

Harry und Kizmin gehen den Spuren nach und finden alsbald heraus, dass bei diesem Fall keineswegs alles so sauber gelaufen ist, wie es den Akten nach zu sein scheint – das Team, das den Mord ursprünglich untersuchte, hat schlampig gearbeitet. Einer von beiden ist heute Captain bei einer Polizeistation, der andere hat sich vor einigen Jahren erschossen. Und zu allem Überfluß scheint auch Harrys Intimfeind, Deputy Chief Irving, in den Fall verwickelt zu sein…

The Closers führt uns einen gereiften Harry Bosch vor, der dennoch keinen Tag im Dienst braucht, um bereits wieder knietief in persönlichen und politischen Verwicklungen im Department zu stecken. Mit gewohnter Verve geht Bosch diesen Mordfall an, dabei spielt keine Rolle dass dieser 17 Jahre zurückliegt. Während sich die Handlung vordergründig um den Mord an Rebecca dreht, geht es jedoch sehr viel mehr um die Politik innerhalb der Polizei von Los Angeles, darum, wie Ermittlungen sowohl aus politischen Erwägungen, aber auch aus persönlichem Machtstreben heraus behindert oder abgebogen werden können. Justitia ist blind, und Bosch schenkt ihr das Augenlicht zurück, könnte man meinen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht – selbst auf eine neutrale, dem Buchstaben des Gesetzes treue Richterin Druck auszuüben. Der Mordfall an sich, obwohl das tragende Element der Handlung, gerät dagegen ins Hintertreffen, und wird auf eine Art aufgelöst, die dem Rest der Untersuchung eigentlich Hohn spricht.

Ein Bosch-Krimi mit für meinen Geschmack zu viel Harry-gegen-den-Rest-des-Departments, wie immer routiniert und mit viel Sachkenntnis geschrieben, spannend und unterhaltsam, aber nur guter Durchschnitt.

Bewertung: ★★★☆☆