Hans Kammerlander – Seven Second Summits
Nach Erlebnissen an den 14 Achttausendern und rund 50 Erstbegehungen hatte Hans Kammerlander ein neues Ziel: die Besteigung der zweithöchsten Gipfel auf den sieben Kontinenten. Sein Projekt der »Seven Second Summits« wurde zu einer Reise um die Welt; vom K2 in Asien, der ihm extrem viel abverlangte, über den Ojos del Salado am Rand der Atacamawüste bis zum Dschungel Neuguineas. Doch dann wurde ausgerechnet der vergleichbar »einfache« Mount Logan in Nordamerika zum Auslöser heftiger Diskussionen – zu einem Zeitpunkt, als der erfahrene Höhenbergsteiger längst entschlossen war, zum Berg des Anstoßes zurückzukehren…
So weit die Verlagsbeschreibung zu Hans Kammerlanders
Seven Second Summits: Über Berge um die Welt
Ich habe schon als Kind gern Bergsteigerabenteuer gelesen, und lese bis heute gern so etwas. Das Buch klang also eigentlich super. Eigentlich…
Kammerlander als Zeitgenosse und Wegbegleiter von Reinhold Messner ist mir ein Begriff. Er weiß ganz zweifelsohne, von was er redet, und so ist sein Bericht von der Besteigung der jeweils zweithöchsten Berge der sieben Kontinente auch von seiner Fachkenntnis geprägt, und von seiner recht bescheidenen, sich zurücknehmenden Art. Das ist durchaus eine Zier. Leider macht es ihn aber nicht zu einem guten Erzähler.
Meine Irritation mit diesem Buch beginnt bereits damit, dass der Prolog sich ganz ausführlich und eher schnarchnasig der schon auf dem Klappentext erwähnten Vorgeschichte widmet, und auch das erste Kapitel, die Besteigung des K2, zieht sich für mich wie Kaugummi. Nein, das Kapitel erzählt eben nicht sein Abenteuer K2. Stattdessen lässt uns Hans Kammerlander wortreich wissen, warum der K2 so toll und so schwer und so außergewöhnlich ist und wer sich noch alles dort herumgetrieben hat; er erzählt von seinem ersten Versuch den Berg zu besteigen, von der Topographie, und irgendwann, sehr spät im Kapitel, geht es dann auch tatsächlich, endlich!, um diese letzte, erfolgreiche Besteigung, aber das alles liest sich wie eine Nacherzählung aus einem Schulaufsatz.
Wenn ich ein Bergsteigerbuch lese, will ich, dass mich der Autor in das Abenteuer hineinzieht – die Geschichte, die Kammerlander erzählt, fände ich bereits als Story am Kaminfeuer unglaublich langweilig. Bei Amazon schreibt ein Rezensent, der Autor habe ihn begeistert und mitgerissen, die Abenteuer seien humorvoll erzählt – so sehr kann der Geschmack auseinander gehen.
Ich habe mich durch vier der sieben Berge mühsam hindurchgequält, und dann das Lesen abgebrochen. Auch die Großartigkeit der beschriebenen Bergwelt und des great outdoors, die Faszination Wildnis können mich nicht dazu bringen, noch ein paar Seiten mehr in diesem Buch zu durchleiden. An die Stelle von Bergabenteuern treten seitenlange Erklärungen zur Vita von Teilnehmern seiner Trips oder zu UNESCO-Weltkulturerbe; alles zweifelsohne interessant, nur gerät die Beschreibung der tatsächlichen Bergbesteigungen dagegen völlig in den Hintergrund.
Dabei ist es gar nicht mal so, dass das Buch furchtbar schlecht geschrieben wäre – da gibt es wahrlich andere. Aber ich werde mit Kammerlanders Stil der Nacherzählung seiner Bergtouren beim besten Willen nicht warm; die Orte, die Personen (die ohne jeden Dialog auskommen müssen), die gesamten Touren werden für mich weder plastisch noch lebendig. Schade eigentlich, denn ich bin sicher, aus dem Material hätten großartige Texte entstehen können.
Zumindest für mich taugt dieses Buch – leider – maximal als Einschlafhilfe.
Bewertung: