Henning Klüver – Gebrauchsanweisung für Italien (Hörbuch)
Henning Klüver: Gebrauchsanweisung für Italien. Gelesen von Ulrich Tukur
Der Autor
Henning Klüver ist mit einer Italienerin verheiratet. Als einer, der ständig zwischen deutscher und italienischer Kultur (und Umgebung) pendelt, und als Autor mehrerer Reiseführer über Regionen Italiens, ist der Literaturwissenschaftler bestens gerüstet, um über die Eigenheiten und Marotten wie die Lebensart unserer südlichen Nachbarn zu plaudern.
Das Buch
Wie auch die anderen Bücher dieser Reihe bei Piper, ist „Gebrauchsanweisung für Italien“ weniger ein klassischer Reiseführer, als ein augenzwinkernder Blick in die Seele des bereisten Landes. Und dieser Blick beginnt – wie könnte es anders sein – in einer Kaffeebar, bei einem Espresso. Hier wird fein säuberlich seziert, was den Italiener ausmacht – im Klischee ebenso wie im Alltag. Dabei entsteht naturgemäß so manche Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt, über die man schmunzeln kann.
Wie etwa der Italiener, Inbegriff des männlichen Mannes, zum Mamasöhnchen gerät, aber auch über Funktion und Wirkungsweise der Mafia, italienische Landschaften, sprachliche Eigenheiten oder das Steuerwesen weiß Klüver so manches zu berichten. Gewürzt wird das Ganze mit Anekdötchen aus einem deutsch-italienischen Familienleben.
Viele Bücher der „Gebrauchsanweisung“-Reihe sind eher ironisch gehalten, und auch hier kommt natürlich der Humor nicht zu kurz, und doch ist Gebrauchsanweisung für Italien ein ganz ernsthafter und sehr hilfreicher Reisebegleiter, will man mehr verstehen von Italien als nur Lido, Pasta und Bambini. Eine schöne Lektüre für den Italienfan und den, der es werden möchte.
Das Hörbuch
Ulrich Tukur ist einer der wohl profiliertesten Schauspieler Deutschlands. Unvergessen sein Hamlet am Schauspielhaus in Hamburg, aber auch zuletzt sein Auftritt als Helmut Schmidt in der Verfilmung der Hamburger Flutkatastrophe. Der vielseitige Mime lebt u.a. in Venedig und kann somit als profunder Italienkenner betrachtet werden.
Die Texte von Klüver trägt er souverän vor, allerdings ungewohnt spröde, teilweise monoton und unterkühlt. Das ist bedauerlich – denn die als Ich-Erzählung geschriebenen Texte Klüvers verlieren so viel von ihrem Witz und ihrer warmen Lebendigkeit. Distanziert klingt Tukur, und möglicherweise ist genau das das Problem – dass er als in Italien lebender Schauspieler sich von diesem Text sprachlich distanzieren muss, damit hier keine Verwechslung aufkommt zwischen dem Erzähler-Ich und der Vita des Sprechers. Schade. Tukur kann das sehr viel besser.
Fazit: In diesem Fall würde ich das Buch lieber selbst lesen – vielleicht im Zug oder Flieger nach Italien…
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