Reisen

Susan & Lucy Letcher – The Barefoot Sisters Southbound

The Barefoot Sisters: Southbound

Susan und Lucy Letcher machen sich im Jahr 2001 auf den Weg, den Appalachian Trail zu laufen – und zwar southbound, also von Mount Katahdin in Maine bis nach Springer Mountain in Georgia. SoBos (Southbounder) sind schon aus Witterungsgründen gezwungen, später loszulegen als die Northbounder, und laufen in einen langen heißen Sommer hinein.

Sie geben sich selbst die Trail-Namen jackrabbit und Isis, und wandern los – barfuß. Eine Unternehmung wie den Appalachian Trail barfuß anzugehen ist ein ganz besonderes Unterfangen, und so haben sie schnell den Spitznamen „the barefoot sisters“ weg, und werden zu einer Legende auf dem Trail. Sie selbst finden es gar nicht so ungewöhnlich, barfuß zu laufen, sie haben viel Erfahrung damit, und sind sehr naturverbundene Menschen, als Wiccas erzogen und aufgewachsen.

Fast minutiös berichten Lucy und Susan von ihrer Wanderung; von den Menschen denen sie begegnen, ebenso wie von den Pflanzen, Tieren, Steinen, von Erfahrungen mit Hypothermie und Hunger, und all den Problemen, auf die Langstreckenwanderer so stoßen können; von versiegenden Quellen, unmarkierten Wegen, unfreundlichen, aber auch gastfreundlichen Menschen, von Trail Angels, Trail Magic, Regen, Eis und Schnee, Liebeleien, ja sogar einem Hiker-Treffen, und von einer absonderlichen Familie, die im Glauben an Christus und mit ihrer totalen Abwendung vom Staat ein eigenes Blitzlicht auf die amerikanische Gesellschaft wirft.

Dabei sind die Schwestern allen gegenüber offen, freundlich, positiv drauf, obwohl eine von ihnen – wie sich im Lauf des Buches manifestiert – nicht nur mit einer Verletzung, sondern auch mit Depressionen kämpft. Doch über die Erwähnung dieser Probleme und einiger Zackereien hinaus geht das Buch nie in tiefere Erlebnisschichten; psychische Prozesse, Gedanken, Gefühle, inneres Wachstum werden maximal angerissen – es bleibt eine reine Wanderbeschreibung, durchaus interessant und an einigen Punkten lehrreich, aber letzten Endes dennoch an der Oberfläche.

Sehr viel langsamer als ursprünglich geplant laufen sie den Appalachian Trail, und als sie schließlich in Georgia ankommen, mögen sie es kaum glauben, wollen noch nicht zurück in ein „sicheres“ Leben, das unsicher erscheint nach ihren Trail-Erlebnissen.

Am Ende beschließen Lucy und Susan – Verzeihung, jackrabbit und Isis, den Trail wieder zurück zu laufen. Diesen Teil ihrer Wanderung beschreiben sie in The Barefoot Sisters: Walking Home – was wohl auch für das recht abrupte Ende des Buches, dem ein runder Abschluss fehlt, verantwortlich sein dürfte.

Verglichen mit Kelly Winters‘ Beschreibung ihrer Wanderung auf dem AT empfand ich die Barefoot Sisters als sehr langatmig; sie beschreiben sehr genau die Umgebung in der sie wandern, etwas das andere AT-Wanderer in Reviews bei amazon.com immer wieder positiv hervorheben; für mich sind die Beschreibungen aber nicht plastisch genug, um die mir unbekannte Landschaft vor meinem Auge erstehen zu lassen. Schon bald hat man das Gefühl, Augenblick, hab ich das nicht vorhin schonmal gelesen?. Natürlich ist bei einer viele Monate dauernden Wanderung ein gewisses repetitives Element gegeben, aber wirklich spannend geschrieben ist die Story nicht.

Das was mich tatsächlich interessiert hätte, ist zum Ende des Buches immer noch offen… Ist meine Neugierde Grund genug dafür, den zweiten Band auch noch zu lesen? Ich glaube nicht.

Für Fans des Appalachian Trail ist das Buch der Vollständigkeit halber zu empfehlen, wie auch der Trail selbst hat es aber einige Längen.

Bewertung: ★★★☆☆