Fantasy

Markus Heitz – Schatten über Ulldart

Vor langer Zeit tobte ein Götterkrieg in Ulldart. Tzulan, der verbrannte Gott, symbolisiert durch zwei der vier Monde, half einem finsteren Ursupator namens Sinured, die weisen und guten Könige auszulöschen und sich an ihre Stelle zu setzen. Und eine dunkle Zeit brach an über Ulldart, bis Ulldrael der Gerechte aus seinem äonenlangen Schlaf erwachte und mit einer Armee des Lichts gegen das Böse zog. In dieser nun vierhundert Jahre zurückliegenden Schlacht wurde Tzulan zurückgeschlagen. Frieden zog ein über Ulldart.

Markus Heitz – Schatten über Ulldart
Ulldart – Die dunkle Zeit 1

Im Königreich Tarpol, auf dem Kontinent Ulldart, herrscht der Kabc. Sein jugendlicher Sohn und Thronfolger Lodrik ist ein fettes verweichlichtes Bürschchen, das die Bevölkerung auch schon mal als ‚Keksprinz‘ bezeichnet. Damit der Sprössling etwas vom wirklichen Leben lernt und zum Mann heranwächst – oder auch nur aus seinen Augen verschwindet – stimmt der Kabc dem Vorschlag seines Obersten Mansk zu, Lodrik zum Statthalter in einer entfernten, armen und kalten Provinz zu ernennen.

An die Seite stellt er ihm einen zähen Leibwächter, Typ Special Forces, und einen klugen Berater, Stoiko. Gemeinsam ziehen die drei in die Provinz Granburg, wo sie den Thronfolger sicherheitshalber als Sohn eines nicht näher genannten Adligen am königlichen Hofe ausgeben. Und schon bald beginnt Lodrik tatsächlich, sich für mehr als die nächste warme Mahlzeit zu interessieren und die Dinge, die in der Provinz bisher schief liefen, mit seinen Helfern wieder gerade zu rücken. Aus dem verfressenen Weichling wird nach und nach ein selbstbewusster junger Mann, der sich bei den lokalen Adligen mit seinem rigorosen Eintreten für die Armen Feinde schafft.

Das Buch beginnt allerdings mit einer Prophezeihung – ein Mönch in einem Ulldrael-Kloster hat eine Vision, die beinhaltet, dass der Thronfolger sterben muss und die dunkle Zeit anbricht. Dummerweise stirbt er während der Vision, und so ist es unklar, ob die dunkle Zeit anbricht, wenn Lodrik stirbt, oder ob Lodrik getötet werden muss, um das Wiedererstarken Tzulans zu verhindern. Das ist dann auch der rote Faden, der sich durch diesen mehrbändigen Fantasy-Zyklus zieht.

In „Schatten über Ulldart“, dem ersten Band, werden die einleitenden Geplänkel erzählt, die Charaktere eingeführt, die verschiedenen Götter und Provinzen beschrieben. Die Entwicklung Lodriks zum Mann dagegen wird hopplahopp einfach mit Zeitsprüngen abgehandelt.

„Schatten über Ulldart“ erhielt den Deutschen Phantastik Preis. Das sagt mehr über den Stand der deutschen Fantasy als über das Buch, denn der Roman ist nicht gerade überzeugend. Heitz‘ Schreibstil ist wenig bildhaft, streckenweise holprig, seine Charaktere sind langweilig, ohne Ecken und Kanten, Klischeetypen vom Reissbret,t die nicht nur keinen Entwicklungsspielraum haben, sondern sich auch nicht (glaubwürdig) weiter entwickeln. Die Götterwelt hat einen merklichen DSA-Einschlag, das Feudalsystem (selbstredend patriarchal) erscheint mehr als überholt, ebenso wie die Frauentypen, die Heitz zeichnet, von der verführerischen bösen Schlange bis zur aufrecht-schnippischen jungen Dame, die sich – wie könnte es anders sein – trotz allem in den jungen Helden verliebt. Auch da: kein Knistern, nicht mal ansatzweise kann man sich in die Handlung und Protagonisten einfühlen.

Dass Heitz für sein Königreich Tarpol russisch/slawische Namen und Bezeichnungen (z.B. Warst) verwendet, ist Geschmackssache, stört aber nicht weiter. Die Handlung mitsamt eingestreuten Passagen aus der Geschichtsschreibung über die dunkle Zeit ist wenig innovativ, das Böse wurde wohl doch nicht endgültig besiegt und kehrt zurück. Die einzelnen Plotstränge führen zwar irgendwann zusammen, aber nicht zwingend. Und so habe ich am Ende des ersten Bandes auch nicht wirklich das dringende Bedürfnis, den nächsten zu lesen, um herauszufinden, wie Lodrik die Welt retten wird.

„Schatten über Ulldart“ ist – hat man die ersten etwas faden 100 Seiten überstanden – einigermaßen solide Fantasy-Unterhaltung, aber was aus dem englischsprachigen Raum kommt, ist immer noch um Längen besser. Ein neuer deutscher Stern am Fantasyhimmel wird Markus Heitz zumindest für mich mit diesem Roman nicht werden. Schade.

Bewertung: ★★★☆☆