Kathy Reichs – Cross Bones
Der 8. Roman der Temperance-Brennan-Reihe
Kathy Reichs: Cross Bones
In Cross Bones schickt Beststeller-Autorin Kathy Reichs ihre Protagonistin auf ein Abenteuer, das – gelinde gesagt – mehr an Indiana Jones und den Da Vinci Code erinnert, als an einen der Romane, die Temperance Brennan und ihre Erschafferin so berühmt gemacht haben.
Tempé begibt sich auf eine Art archäologische Schnitzeljagd – zunächst ausgelöst von der Ermordung eines ultraorthodoxen jüdischen Kaufmanns in Montreal, die sich aber alsbald um Probleme mit alten Freunden aus der Archäologie und neuen Feinden aus der religiösen Rechten Israels ergänzt.
Worum es geht ist bereits beim Titel, spätestens aber nach den ersten paar Kapiteln klar – um mögliche Knochen des Nazareners, illegalen Antiquitäten- und Reliquienhandel, Politik, Terrorismus, Muslime vs. Christen, und am Ende auch noch um ein bisschen Sex mit Andrew Ryan.
Das klingt so gar nicht nach Kathy Reichs? Richtig. Genau das Gefühl hatte ich beim Lesen auch. Die Autorin schreibt im umfangreichen Nachwort über ihre Nachforschungen in Israel vor Ort, und wie intensiv ihr das Thema doch am Herzen liege, aber bei der Lektüre stellen sich ganz andere Assoziationen ein.
- Dieses Buch hat nicht Kathy Reichs geschrieben. – Wie ich darauf komme? Nichts, aber auch gar nichts, mit Ausnahme der Namen der Haupthandlungsträger, erinnert an einen Reichs-Roman. Nicht der Stil, nicht der Plot, nicht die Sprache, nicht die (hölzerne, plumpe) Ausarbeitung der Charaktere, nicht die mangelnde Erwähnung forensischer Details, nicht die geradezu teenagerhaft dümmlich-plumpen Dialoge. Nichts.
- Offenbar wollte hier der Verlag oder auch Kathy Reichs oder beide auf der Erfolgswelle des DaVinci-Codes mitreiten. Nun kann man über das Buch (den DaVinci-Code) ohnehin arg geteilter Meinung sein, in diesem Fall ist es aber sehr plump, uninspiriert und vor allem offensichtlich (schlecht) umgesetzt. Das ist einfach nur peinlich, und dass hier für mich offensichtlich stümperhafte Ghostwriter am Werk waren, macht es keinen Deut besser.
- Die Autoren haben nicht besonders viel Mühe in Recherche gesteckt. – Es mag ja dem durchschnittlichen Leser (ebenso wie beim DaVinci-Code) nicht auffallen, was für abstruse Behauptungen und logische Löcher dieses Buch enthält, aber einem einigermaßen gebildeten und an religiösen Themen interessierten Leser fallen sie sofort ins Auge – von offensichtlichen Goofs in Sachen orthodoxer Judaismus, bis hin zu geografischen Fehlern, die nur Kennern von Jerusalem bewusst sein dürften.
- Der Text ist massiv gestreckt, so lässt sich Reichs (?) volle 7 Seiten über eine Höhlenszene mit einem Schakal aus, und geradezu repetitiv sind ihre (banalen) Beschreibungen Jerusalems und Israels mit den immergleichen eintönigen Vergleichen zu den USA oder Kanada, in denen sie – ach – feststellt, dass das Heilige Land z.B. an der Universität gar nicht so viel anders aussieht als dieselben Stätten in Kanada.
- Ein echtes Ärgernis sind die plakativen Cliffhanger zum Ende der einzelnen Kapitel, vom Typ „I opened my door. And stared in disbelief.“. oder „He didn’t change his story. This time.“ – Diese plumpen attention-seeker nehmen überhand und scheinen im Mittelteil des Buches in jedem Kapitel vorzukommen. Die Sprache ist weit entfernt vom eleganten, komplexen, intellektuellen und einfühlsamen Duktus, den Reichs sonst an den Tag legt.
Summa summarum: ein wirklich schlechter Roman, bei dem ich ernstlich bezweifeln muss, dass er aus der Feder der auf dem Cover genannten Autorin stammt. Vielleicht war zu diesem Zeitpunkt das Arbeiten an der Serie „Bones“ für Reichs auch einfach einträglicher.
Im Gegensatz zu brillianten Texten wie Deja Dead und Monday Mourning ist dieser Roman jedenfalls absolut keine Empfehlung, die Bücher von Kathy Reichs zu lesen. Katastrophal.
Bewertung:
[…] ein sehr durchwachsenes Buch. Es ist auf jeden Fall sehr viel besser gelungen als das unsägliche Cross Bones, aber noch immer werde ich das Gefühl nicht los, dass hier nicht Kathy Reichs schreibt, oder sie […]