Julia Cameron – Der dunkle Raum
Ein bestialischer Mord an einem bekannten Playboy, Sexprotz und Fotografen bringt die Welt von Elliott Mayo, einem abgehalfterten Endvierziger-Cop in Chicago, ins Wanken. Als hätte er nicht genug damit zu kämpfen, dass er sich von seiner Frau getrennt hat und ausgerechnet sein schmierigster Kollege jetzt den Ersatzvater für Sohn Zachary gibt, taucht eine betörend schöne Frau auf, die irgendwie in den Fall verwickelt ist, massive Erinnerungslücken hat und ihm unter die Haut geht. Und plötzlich sterben alte Freunde und Bekannte von Elliott quasi wie die Fliegen durch grausige Morde, die einen blutigen Ritualcharakter annehmen. Es scheint, als sei er selbst im Zentrum dieses Netzes, das sich immer enger zusammenzieht…
Julia Cameron ist bei uns vor allem als die Autorin von „Der Weg des Künstlers“ und einiger anderer darauf aufbauender Selbsthilfebücher für Künstler und Autoren bekannt. So war ich begierig darauf, auch einmal einen Roman aus ihrer Feder zu lesen.
Der dunkle Raum
ist eine düstere Geschichte mit einem nahezu klischeehaften Helden, der sich vom typischen Image eines Midlife-Crisis-Machos eigentlich nur dadurch unterscheidet, dass er bei Jesuiten groß geworen ist und daher ein erhebliches Maß klassische Bildung mitbekommen hat – und ihm Spirituelles nicht fremd ist. Das ist wichtig für den Verlauf der Handlung. Dem Charakter verleiht es jedoch keine Tiefe.
Der Plot ist einigermaßen spannend, wenn auch mit Längen im Mittelteil versehen. Leider packt Cameron in ihren Krimi reichlich Themen und Ideen, die sie zu einem großen Ganzen verflicht. Entstanden ist eine Melange aus Sex und Gewalt, schwarzer Magie, Voodoo, Inzest, Pädophilie, Mafia und Pornoring, verbunden mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit, das nicht nur alle Mordopfer sondern auch den Helden miteinschließt und – gelinde gesagt – an den Haaren herbei gezogen und zusammengezwungen wirkt.
Cameron verwendet sehr viel Energie auf die bildlichen Details der Szenerie, die Charaktere kommen dabei etwas zu kurz und wirken in der trockenen Reportage-Ich-Erzählweise von Elliott Mayo wenig atmosphärisch oder lebensecht. Schade. Möglicherweise liest sich Cameron im Original flüssiger, oder hat schon bessere Romane geschrieben – dieser hier ist eine Empfehlung, doch lieber zu „The Artists Way“ zu greifen.
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