James DiNicolantonio – The Salt Fix
The Salt Fix: Why the Experts Got It All Wrong–and How Eating More Might Save Your Life
Will man sich zur Steigerung der Auflage mit der modernen Ernährungswissenschaft anlegen, verspricht nichts werbewirksamer zu sein als ein marktschreierischer Titel, der alle anderen erst mal zu Idioten erklärt, und dem Leser versichert, selbst nun aber das endgültige Allheilmittel für alles ™ gefunden zu haben. Und genau dieses Gefühl von Marketingspeak beschleicht mich beim Buchtitel, den DiNicolantonios Verlag hier ausgewählt hat. Dabei ist seine These, dass Salz nicht der Bösewicht ist, den uns die moderne Ernährungsmedizin gern vorgaukeln möchte, keineswegs so abwegig, wie das auf den ersten Blick erscheint. Zuviel Salz ist ungesund für den Blutdruck und andere Märchen sind schon so lange im kollektiven Bewusstsein verankert, dass wir sie als Quasi-Wahrheiten hinnehmen.
DiNicolantonio forscht im Gebiet cardiovascular health, also in der Herz-Kreislauf-Medizin, an einem US-amerikanischen Krankenhaus, und aus dieser Arbeit ist auch das vorliegende Buch (u.a.) erwachsen. Leider beginnt er das Buch aber nicht mit den Erkenntnissen der Medizin, sondern einigen sehr verqueren Ideen zur Evolution (für die er auch jeglichen Beleg schuldig bleibt), aus denen er dann zwingend ableitet, dass wir „salzige“ Lebewesen seien und von daher Salz benötigen. Treffsicherer sind hingegen seine Ausführungen zur Historie der Salzphobie in der Medizin; er analysiert dabei verschiedene der Vorreiter der „salzarm“-Bewegung recht genau und zeigt deren methodische Fehler und Fehlschlüsse glaubwürdig auf.
Es folgte eine ganze Menge interessantes Material zu den vielfältigen physiologischen Aufgaben von Natriumchlorid im menschlichen Körper, seinen Auswirkungen auf Zell- und Knochengesundheit, Hormonproduktion, Neurotransmitter uvm. Bei Nutrition Advance findet man eine recht gute Übersicht zu einer Vielzahl dieser Zusammenhänge. Salz, so schreibt DiNicolantonio, werde für viele Dinge verantwortlich gemacht, die eigentlich ein „anderer weißer Kristall“ verursache, nämlich Zucker. Und konsequenterweise empfiehlt er seinen Lesern, den Zuckerkonsum zur reduzieren, und sich von den Salzverboten nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.
Das Thema ist ungemein spannend, aber leider nicht wirklich gut aufbereitet. Ich fand The Salt Fix mühsam zu lesen, wozu der sehr spröde Vortragsstil von DiNicolantonio ebenso beiträgt wie die vielen inhaltlichen Wiederholungen. Von daher nehme ich daraus nur die (nicht neue) Erkenntnis mit, Ernährungsempfehlungen des medizinischen Establishments cum grano salis (pun intended) zu nehmen – und das Buch im Zweifel links liegen zu lassen.
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