Hara Estroff Marano – Style Is Not A Size
Hara Estroff Marano ist Herausgeberin von Psychology Today und bekannte Lebensberaterin in den USA. Ihr Buch Style Is Not A Size richtet sich nach Beschreibung des Klappentextes an Frauen, die nicht in die Popkultur von schlank, schön, geschminkt passen – weil sie das nicht können oder nicht wollen – und sich nicht dem Diktat schnelllebiger minderwertiger Fashion-Fetzen ergeben wollen.
Hara Estroff Marano – Style Is Not A Size
Erwartet hatte ich eher eine Art psychologischen Ratgeber zum Thema weibliche Selbstwahrnehmung. Vielleicht hätten meine Erwartungen anders ausgesehen, hätte ich mir bewusst gemacht, dass Marano auch lange Zeit eine Kolumne in der VOGUE geschrieben hat. So war ich zunächst enttäuscht, was aber mehr an meinen Erwartungen lag als am Buch. Tatsächlich widmet sie die Eingangskapitel Themen wie „Attractiveness is an Attitude“ oder „Climbing Out Of The Body Trap“, und geht darauf ein, dass füllige, runde und vollschlanke Frauen nicht nur existieren, sondern die Mehrheit ausmachen, und sich dennoch an Modetrends für untergewichtige Models orientieren sollen (nicht selten mangels Alternativen auch müssen).
Mit ihrem Buch versucht Marano, Auswege aus dem Dilemma aufzuzeigen und Frauen aller Körperformen – egal ob zu dick, zu dünn, zu breitschultrig oder zu schmalbrüstig – Hilfsmittel an die Hand zu geben, sich dennoch attraktiv und hochwertig zu kleiden, einen eigenen Stil jenseits von Trends zu entwickeln.
Marano gibt handfeste Tipps, wie frau sich eine Garderobe für alle Zwecke zulegt, diese vernünftig pflegt und gezielt ausbaut. Das Kapitel über das Kaufen eines Büstenhalters in einem Fachgeschäft lässt mich angesichts aussterbender Einzelhändler zugunsten großer Massenramschketten bedauernd aufseufzen, bietet aber der interessierten Leserin wirklich hilfreiche Hinweise. Auch bewanderte Modefreaks können hier noch etwas dazulernen.
Da, wo es um Stoffmuster und -farben und Schnittlinien geht, um die „richtige“ Rock- oder Mantelform für den eigenen Körper, verlässt Marano allerdings den Weg des Selbstbewusstseins zugunsten von konventionellen Ansichten darüber, wie eine elegante Frau auszusehen hat – hier ist das Buch eine informative, aber doch biedere Version von „Dress to success„. Marano nennt Kleidungsstile und auch Marken, die teilweise sehr US-spezifisch sind und bei deren Abbildungen (allesamt Schwarzweiss-Zeichnungen) sich mir bisweilen die Bluse kräuselt.
Anscheinend unverzichtbar sind dann auch Listen mit Do’s und Dont’s, mit den schlimmsten Modesünden oder den besten Makeup-Tips (dass es Frauen gibt, die kein Makeup wollen, scheint im Kontext Maranos undenkbar), Ratschläge, wie man mit Accessoires den richtigen „Pep“ für den eigenen Stil kreiert, und welcher Haarschnitt optimal für welche Gesichtsform ist.
„Style is not a size“ ist ein solider, aber eher bodenständiger Ratgeber einer alten Häsin des Modebusiness und vielleicht gerade deswegen zeitlos, auf jeden Fall ist es eine gute Basislektüre, wenn man sich mit einer Neugestaltung oder Konsolidierung des eigenen Modestils befassen möchte. Die psychologische Seite wird zwar durchaus ausgeführt, es folgen aber wenig Konsequenzen daraus, das herrschende Schönheitsideal wird nicht weiter in Frage gestellt – als Ergebnis legt Marano einen weiteren „Wie ich mehr aus mir selbst mache“-Guide für weibliche Fashion Victims vor, der durchaus lesenswert ist, aber hier und da nicht wirklich up to date. Zur Ergänzung sei „The Pocket Stylist“ empfohlen.
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