Arto Paasilinna – Im Jenseits ist die Hölle los (Hörbuch)
Der Roman
„Mein Tod kam für mich völlig überraschend.“ So kann es gehen, wenn „Mann“ beim Überqueren einer Straße allzu intensiv einer jungen Frau hinterherschaut und von einem Auto erfasst wird. Doch überraschender ist für den soeben verstorbenen Journalisten, dass er fortan als Geist über den Dingen schweben und andere Tote treffen kann. Doch Vorsicht: Kein Geist lebt ewig und Dummheiten bleiben nie ohne Folgen …
Ein finnischer Journalist kommt im zarten Alter von 30 Jahren ums Leben, und stellt alsbald fest, dass damit längst nicht alles vorbei ist. Er bewegt sich in quasi einer Schattengesellschaft der Geister, der Verstorbenen, und wie jeder Neuankömmling in einer seit Ewigkeiten existierenden Gemeinschaft muss er erst mal die grundlegenden Benimm- und Verhaltensregeln sowie seine eigenen Fähigkeiten und Grenzen erkunden. Was ihm das Dasein als Unsichtbarer (und Unhörbarer) vor allem beschert, sind Einblicke in das Dasein anderer Menschen. So wirklich lernt er daraus allerdings nichts. Tatsächlich ist der Protagonist ein eher unsympathischer Macker und Egoist, der zwar an allen etwas zu mäkeln hat, aber Selbstkritik ist ihm weitestgehend fremd.
Immerhin führt Paasilinna seine Leser dann auf eine Tour de Force der Weltgeschichte, lässt seine Hauptfigur tote Päpste und Philosophen treffen und mit ihnen die großen und kleinen Probleme der Menschheitsgeschichte erörtern, aber das alles vermag mich nicht zu fesseln. Insgesamt bleiben die Figuren des Romanes blass und (pun intended) ohne Leben, und nach den ersten paar Kapiteln wird das Buch extrem zäh und ermüdend. Ein paar logische Goofs, die an manche Startrek-Folgen erinnern, stechen dann auch noch ins Auge: Geistesexistenzen, die durch Decken und Wände schweben und fliegen können, aber dann Leitern hinaufklettern, sind irgendwie seltsam angelegt…
Wann und warum Geister verschwinden (denn das müssen sie, sonst wäre die Erde hoffnungslos mit Geistern überfüllt – und bei stetig steigenden Geburtenzahlen ist das auch fürderhin zu erwarten), erklärt Paasilinna nicht. Auch Auftritte von Jesus Christus oder einem Steinzeit-Finnen, der bevorzugt in Pornokinos geht, können mich nicht vom Hocker reißen. Insgesamt das langweiligste und am wenigsten komische Buch von Paasilinna, das ich bislang gelesen habe, weswegen ich es auch nicht zu Ende gebracht habe. Von Im Jenseits ist die Hölle los kann wirklich überhaupt keine Rede sein.
Das Hörbuch
Jürgen von der Lippe ist gewissermaßen die deutsche Stimme von Arto Paasilinna, und so spricht er naturgemäß auch diese auf 4 CDs gekürzte Hörbuchfassung. Für den deutschen Text des 1992 erschienenen Romans zeichnet Regine Pirschel verantwortlich.
Wie immer mag ich, wie von der Lippe sich mit lockerem Zungenschlag durch finnische Orts- und Familiennamen fabuliert, und dabei auch abstruseste Sätze von Paasilinna locker und oft mit einem beinahe zu hörenden Schmunzeln einspricht. Aber auch sein routinierter, sehr guter Vortrag kann aus einer Schlaftablette keinen spannenden Roman machen. Schade um die Zeit dafür.
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