Peter Krogh – Professionelle Bildverwaltung für Fotografen
Bei dPunkt, bekannt für seine Reihe hochwertiger Foto-Praxisbücher, ist Anfang 2007 dieses Werk von einem Profi-Fotografen zum Thema Digital Assets Management (DAM) erschienen:
Peter Krogh: Professionelle Bildverwaltung für Fotografen: Organisation, Abläufe, Werkzeuge
Tatsächlich heißt Kroghs Werk im Original The DAM Book: Digital Asset Management for Photographers (O’Reilly Digital Studio), und schon das Erscheinen bei O’Reilly deutet an, dass es sich genau genommen um ein technisches / Software-Fachbuch handelt.
Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen: es handelt sich um ein Buch, das die Benutzung von Adobe Bridge als Bestandteil der Adobe-Creative Suite beinahe zwingend voraussetzt.
Dennoch kann man Kroghs Werk lesen, ohne Besitzer von Adobe-Software zu sein, und eine Menge nützliches Wissen daraus mitnehmen.
Wie der Untertitel ja schon ankündigt, geht es dem Autor vor allem um die Arbeitsorganisation und Abläufe, neudeutsch workflow genannt. Dabei wird auch überdeutlich, dass sich sein Werk gezielt an professionelle und eventuell semiprofessionelle Fotografen richtet – seine Vorgehensweisen sind stark an kunden- und projektorientierter Denkweise orientiert, von der Bildauswahl und Kategorisierung bis zur Profi-Ausbelichtung.
Systematik, Systematik, und nochmals Systematik ist das Credo von Krogh. Geradezu zwanghaft ist seine Vorgehensweise, wenn es um die Sicherung seiner digitalen „assets“, mithin seiner Arbeit, dessen womit er Geld verdient, geht – das ist nur vernünftig und vorbildlich, und daraus können wohl die meisten Fotografierenden eine Menge guter Anregungen mitnehmen. Kroghs Postulat, eine nackte Ansammlung von Harddrives sei besser als ein RAID, weil die ja mehr Speicherplatz böten, finde ich unter dem Aspekt der Datensicherheit zumindest diskutabel – wer allerdings wie er obsessiv jede Datei, die auch auf der Festplatte liegt, mehrfach sichert und auch auf DVD brennt, wird das vielleicht anders sehen – mir wäre ein RAID 5 bei allem „Speicherplatzverlust“ die Bequemlichkeit einer möglichen Wiederherstellung von Daten wert.
Grundsätzlich setzt Kroghs Arbeit – das kann gar nicht anders sein – auf RAW-Formaten auf, und seinen Überlegungen zum RAW-Workflow, dem Adobe-DNG Format, und der konsistenten Benennung und Archivierung von Originalen und Ausbelichtungen ist wenig hinzuzufügen.
Der Ablauf beginnt beim Laden der Bilder von der Kamera, und den ersten Backups der Originaldaten, ehe man sich ans Aussortieren, Bewerten, Bearbeiten macht, geht weiter mit Ablagesystematiken und der dafür eingesetzten Hard- und Software bis hin zum Wiederfinden alter Dateien in diesen Systematiken und Backupstrategien für die Zukunft.
Die Sinnhaftigkeit der von Krogh vorgestellten „Bewertungspyramide“, einem internen Bild-Rating-Verfahren, bei dem er seine eigenen Bilder sichtet und benotet, erschließt sich mir nicht ganz, allerdings gehe ich natürlich auch mit anderen Voraussetzungen an so etwas heran als ein Vollprofi, der im Jahr tausende von Bildern für Kunden schießt. Wie überhaupt viele der Methoden, die Krogh einsetzt, für Nicht-Profis nicht unbedingt das adäquate Modell der Wahl sein dürften.
Schade ist, dass das Buch sich fast ausschließlich auf Adobe-Software bezieht. Natürlich kommt kaum ein Profi-Fotograf an Produkten aus dem Hause Adobe vorbei, aber machen wir uns nichts vor: Profi-Fotografen sind nicht die primäre Klientel, die so ein Buch kauft. Und eine Menge der Erläuterungen hätte man auch allgemeingültiger statt einfach nur nackt an Adobe Bridge erklären können.
Auf der anderen Seite wird dann plötzlich erläutert, was ein Histogramm ist und wofür das gut ist, und ich wundere mich. Jemand, der sich ernstlich mit DAM befasst und über Bilddaten im Bereich einiger hundert oder gar tausend Gigabyte nachdenkt, sollte doch längst wissen, was ein Histogramm ist. Da unterschätzt dann Krogh – oder der Verlag – den Leser meines Erachtens.
Ich bin zwiegespalten bei diesem Buch. Man merkt jeder Zeile an, dass es aus der Praxis eines Profis heraus geschrieben wurde, das ist ein klarer Pluspunkt. Didaktisch ist es allerdings wenig gelungen, es liest sich höchst mühsam – selbst für jemandem mit einem starken Interesse am Thema und entsprechender Vorbildung im Bereich digitalen Mediamanagements. Einige gute Ideen und Ansätze für den eigenen Umgang mit digitalem Bildmaterial wird wohl jeder finden, der die Zeit aufbringt, sich hindurchzuarbeiten. Aber ob das den Preis des Buches und vor allem die aufzuwendende Zeit wert ist, wage ich zu bezweifeln.
Außer für absolutes Fachpublikum halte ich dieses Werk für Overkill. Und das Fachpublikum dürfte bereits eigene Pfade gefunden haben, sich der Thematik anzunähern.
Gut, aber nur bedingt eine Leseempfehlung.
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