Craig Johnson – The Cold Dish
Der 1. Walt-Longmire-Roman
Die Romanserie von Craig Johnson um den Sheriff Walt Longmire liegt schon geraume Zeit auf meinem Lesestapel; wie bei vermutlich vielen Lesern gab schließlich die (meines Erachtens gut gemachte) TV-Serie Longmire den Ausschlag, mir die Romane dazu einmal genau anzusehen.
Craig Johnson: The Cold Dish
ist der erste Roman aus der Serie, und den TV-Serien-Zuschauer erwarten erst mal ein paar Überraschungen; insbesondere in Form von Deputy Vic, die eher ein mediterraner Typus ist denn die knackige Blondine, die in der Fernsehserie von Katee Sackhoff dargestellt wird, und auch der Sohn des alten Sheriffs entpuppt sich im Roman als ein gänzlich anderes Kaliber…
Tatsächlich sind es zu Beginn diese Unterschiede zur Verfilmung, die mich weiter lesen lassen, denn der Roman beginnt sehr spröde und langsam, und wäre ich nicht neugierig auf „Longmire“, hätte ich das Buch nach dem ersten, zähen Drittel weggelegt.
Die Handlung:
Walt Longmire hadert noch immer mit dem Tod seiner Frau. Er ist Sheriff von Absaroka County, in den Bighorn Mountains von Wyoming, und hat eigentlich keine Lust mehr, auf so ziemlich alles. Am Leben und Arbeiten hält ihn die Hoffnung, dass sein smarter Deputy, Victoria, in einer Wahlperiode seinen Posten übernehmen könnte, plus die Freundschaft seines Cheyenne-Kriegskumpels Henry Standing Bear. Er lebt in einem nie fertig gestellten Haus, trinkt entschieden zu viel Bier, und das letzte was er braucht ist ein Mordfall, der ihn aus seiner Lethargie reisst, noch dazu dieser Mordfall. Denn dem Ermordeten hat so ungefähr das halbe County, ihn selbst eingeschlossen, und die gesamte Einwohnerschaft des benachbarten Cheyenne-Reservats den Tod gewünscht. Cody Pritchard und einige seiner Freunde hatten vor ein paar Jahren ein geistig behindertes indianisches Mädchen vergewaltigt und waren mit lächerlichen Strafen davon gekommen… und nun hat es jemand augenscheinlich auf die Täter von damals abgesehen.
Gemeinsam mit seinen Deputies und seinem Freund Henry versucht Walt Longmire, den Mörder dingfest zu machen, und zu verhindern dass noch jemand getötet wird. Dazwischen funkt ihm eine langsam anlaufende Beziehung mit einer Flamme aus Jugendzeiten, Vonnie, und das sehr seltsame Verhältnis zu seiner (abwesenden) Tochter Cady, einer Anwältin.
Hat vielleicht doch sein Freund Henry für die Familie Blutrache genommen? Ein Motiv und die Gelegenheit hatte er, wie so viele Leute der Region. Und es dauert nicht lange bis der zweite Tote auftaucht…
Ich würde nun gern behaupten, dass der Roman im zweiten Drittel Fahrt aufnimmt, aber das ist nicht der Fall; eher schon hat man sich in die Beziehungen und Charaktere der Geschichte langsam hinein gedacht.
Streckenweise sind die Landschaftsbeschreibungen – etwas das ich normalerweise schätze – recht langatmig gehalten, und insgesamt hätte dem Roman ein wenig Straffung gut getan. Dafür werden die Hauptfiguren, vor allem Walt und Henry, runder, und ich mag ihren sehr lakonischen, staubtrockenen Humor und Sprachstil. Robert Taylor ist in der TV-Adaption wirklich gut besetzt.
Summa summarum: solide Krimikost mit einem Hauch altmodischem Wildwest-Flair aus der Neuzeit, ein starker Kontrast zu den sehr actionreichen Thrillern aus der Großstadt, der hier auch noch ein Stück indianische Mystik abbekommt, alles in allem ein klein wenig zu langsam und langatmig, aber durchaus interessant zu lesen. Schauen wir mal, wie der nächste Band abschneidet…
Bewertung: