Hanni Rützler – Was essen wir morgen?
Hanni Rützler ist Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungspsychologin. In ihrem aktuellen Forschungsschwerpunkt (in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut von Matthias Horx) befaßt sich die Österreicherin vor allem mit Food Trends. Entsprechend analysiert sie in ihrem im Springer-Verlag erschienenen Buch die aktuellen Entwicklungen auf dem Lebensmittelmarkt, primär aus der Sicht von Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Gastronomie und Handel.
Hanni Rützler – Was essen wir morgen?
13 Food Trends der Zukunft
Die 13 Trends, die sie ausmacht, sind
- Sensual Food – die neue Lust am Geschmack
- Convenience Cooking – die neue Art zu kochen
- Fast Casual – gesund und schnell genießen
- Hand Held Food – Häppchen für Eilige
- Health Food – neue Strategien für bewusste Esser
- Cheap Basics – Spar-Oasen der Wohlstandskonsumenten
- Ethic Food – Essen mit gutem Gewissen
- Slow Food – Produkte mit authentischem Charakter
- DOC Food – Produkte mit Herkunftsgarantie
- Nature Food – hedonistisch, frisch und politisch korrekt
- Clean Food – Purismus nicht nur für Allergiker
- Mood Food – Essen als Emotionsmanagement
- Functional Food – Essen als Therapie
Die einzelnen Trends werden ausführlich und anschaulich erläutert und mit visuellen Methoden gut transportiert. Rützler beschreibt allerdings nur, ohne Stellung zu nehmen oder gar etwas in Frage zu stellen. Das ist ein löblicher wissenschaftlicher Ansatz, der es ermöglicht, die einzelnen Trends ohne allzuviel ideologische Überfrachtung zu betrachten. Gleichzeitig ist das Buch allerdings auch steril und nichts, das man wirklich am Stück lesen möchte – eher schon pickt man sich einzelne Kapitel passend zum jeweiligen Interessengebiet heraus – so etwa Nutritional Marketing und Markendehnung für Handels- und Werbespezialisten, oder Functional Food für die Lebensmittelindustrie.
Mir stellt sich beim Lesen die Frage nach der Zielgruppe. Hanni Rützlers Fachwissen wird bei multinationalen Nahrungsmittelkonzernen und großen Systemgastronomen gleichermaßen geschätzt, und dieses Buch macht sehr deutlich, dass sie ihr Handwerkszeug versteht – aber gleichzeitig ist es viel zu allgemein gehalten, um für Spezialisten ernstlich von Interesse zu sein. Es liefert einen Überblick über ein komplexes Gebiet, aber um tatsächliche Handlungsansätze aus dem hier versammelten „allgemeinen“ Wissen abzuleiten, dürften Experten auf eigenes und sehr viel detaillierteres Material zu Märkten und Menschen zurückgreifen.
Der Klappentext kündigt an, KonsumentInnen „spannende Einblicke in die essbare Konsumwelt von morgen und eine profunde Orientierungshilfe für einen bewussten Lebensmitteleinkauf“ geben zu wollen. Genau das kann das Buch aber auf keinen Fall liefern, da es über eine reine Darstellung der schönen neuen Lebensmittelwelten nicht hinausreicht.
Interessant für den Verbraucher und vielleicht auch Einzelhändler ist die ausführliche Lebensmittelübersicht im Kapitel DOC-Food.
„Was essen wir morgen? 13 Food Trends der Zukunft“ ist informativ gemacht und gut aufbereitet, aber ohne Leidenschaft für das Thema geschrieben – ein Nachschlagewerk, in dem man einmal blättert und es dann zu anderen Hochglanzprodukten ins Regal stellt.
Bewertung: