Wolfgang Mönninghoff – Rezepte der Äbte
Wolfgang Mönninghoff – Rezepte der Äbte
„Von Klöstern, heiligen und himmlischen Genüssen“ lautet der Untertitel dieses schön gestalteten Buches. Wolfgang Mönninghoff führt seine Leser durch das Kirchenjahr. Das wirkt auf den ersten Blick befremdlich, denn hier geht es doch laut Titel um Klöster und Abteien (und deren Küche). Auf den zweiten Blick aber wird es verständlich. Das Leben der Klöster orientierte sich eng an den Heiligentagen, dem Kirchenjahr, und natürlich auch an den saisonal vorhandenen Produkten, die damit dann zu den typischen Gerichten für bestimmte Zeiten oder Anlässe wurden.
So erfährt man beispielsweise, dass die Adventszeit (leider ohne historische Angabe wann) lange eine strenge Fastenzeit war, und erst mit der Christmette z.B. wieder Wurst gegessen werden durfte, ein Umstand, dem Mönninghoff die Bezeichnung Mett- oder Mettenwürste zuschreibt. Zu den Brauchtumsgebäcken wie Spekulatius, Lebkuchen, Christstollen, Stutenkerl, Printen, liefert der Autor kleine historische Abhandlungen, die sich spannend lesen und viel Wissenswertes bieten.
Zu den Kirchenfesten und Monaten sind meist saisonal passende Rezepte zugeordnet. Aber auch Exkurse etwa zu Trappisten und Trappistenbieren fehlen nicht. Dazwischen eingestreut sind kurze Vorstellungen von Klöstern, und manche Rezepte stammen dann aus den jeweiligen Klosterküchen.
Das große Manko dieses Buches ist, dass eine einheitliche Linie fehlt – es sieht so aus, als habe der Autor drei verschiedene Themenbereiche miteinander verquickt und sich dann nicht für eins bzw. eine klare Struktur entscheiden können. Jedes der Themen – Klostervorstellungen und deren Historie und Eigenheiten wie auch jeweilige eigene Kochtraditionen, das historisch-kulinarische Kirchenjahr, und schließlich generell die Küche von Klöstern und Abteien – hätte ein Buch für sich ergeben.
Ein bisschen weniger wäre mehr gewesen, vielleicht auch ein Lektorat, das die Themen etwas gestrafft hätte – Rezepte für thailändische gebratene Bananen und koreanisches Bulgogi etwa mögen durchaus heute in einigen der Klöster zubereitet werden, kollidieren aber mit dem historischen Anspruch, den die übrigen Beiträge des Buches vermitteln. Die Darstellungen der Klöster wiederum finden nicht einmal im ansonsten guten Inhaltsverzeichnis Eingang, und erscheinen eher als nachträglich dazu gesteckte Idee denn als ein integraler Bestandteil des Buches, was sehr bedauerlich ist. Gerade aus den Traditionen der Klöster heraus hätte man diesem Buch noch mehr historisches Leben einhauchen können.
So bleibt man seltsam unzufrieden bei der doch interessanten Lektüre, die mit zahlreichen schönen Abbildungen von Speisen, aber auch Heiligenbildern und Klosterfotos geschmückt ist.
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