William Shatner – Up Till Now (Hörbuch)
Bislang habe ich gute Erfahrungen mit Hörbüchern gemacht, die von ihren Autoren gesprochen wurden; allerdings sind das dann im Normalfall Medienprofis (etwa Hape Kerkeling oder Susanne Fröhlich); und so überrascht es nicht, dass auch in diesem Fall, in dem ein professioneller Bühnen-, Film- und TV-Schauspieler mit Jahrzehnten Erfahrung sein Werk einspricht, das Ganze akustisch schon mal perfekt in Szene gesetzt ist.
William Shatner: Up Till Now (Autobiografie)
gesprochen von William Shatner
Das Buch
William Shatner schaut auf ein ereignisreiches Leben zurück. Wer in ihm nur ‚Captain Kirk‘ sieht, wird auch als hart gesottener StarTrek Fan hier eines Besseren belehrt – William Shatner hat die Theater- und Filmlandschaft über 60 Jahre bereist und dabei Fußabdrücke hinterlassen – mal kleine, mal große, mal tiefe, mal fast vergessene.
Mit viel Witz, aber auch durchaus Bescheidenheit und einer ihm gut stehenden Demut blickt er zurück auf sein bewegtes Leben, berichtet von seiner Kindheit im kanadischen Montreal, seiner aufblühenden Leidenschaft für’s Theater und ersten Auftritten in Toronto und New York, dann ersten Rollenangeboten in großen Hollywoodproduktionen, die ihm zwar Respekt, aber kein Geld einbrachten, dem Kampf eines aufstrebenden Schauspielers darum, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber auch von seiner Arbeit am heute berühmten und hoch erfolgreichen Shakespeare-Festival in Stratford, Ontario. Wunderbar ist zum Beispiel zu lesen, wie Yul Brynner ihm in den Hintern trat. Dabei sieht er im Rückblick auch ein, dass er oft übermäßig selbstbezogen war und Fehler gemacht hat, und warum seine Ehen nicht unbedingt immer von Erfolg gekrönt waren.
Natürlich kommt auch die Rolle des James Tiberius Kirk zur Sprache, wie diese sein Leben veränderte, und wie und warum Star Trek die Welt verändert hat (es gibt eine wunderbare Doku mit Shatner unter dem Titel How William Shatner changed the world, die sich mit den Auswirkungen von StarTrek auf die heutige Technologie befasst). Er versucht die Animositäten zwischen ihm und den anderen Mitgliedern der StarTrek Crew zu verstehen, wenn ihm das auch nicht immer gelingt, und erzählt von den Auseinandersetzungen mit Leonard Nimoy, mit dem ihn heute eine tiefe Freundschaft und auch viel Zusammenarbeit an anderen Dingen verbindet.
Aber in Shatner steckt sehr viel mehr als nur James T. Kirk – neben vielen anderen Projekten auch T.J. Hooker, der, so sagt er, das Krimigenre der Zeit neu definierte; und natürlich, wie sollte es anders sein, die formidable Zusammenarbeit mit James Spader bei Boston Legal, zu einem Zeitpunkt, wo andere sich längst aufs Altenteil zurück gezogen haben und sogar das Arbeitstier Shatner eigentlich kürzer treten wollte – wie gut, dass er es nicht getan hat.
Neben zahlreichen witzigen Anekdoten aus der Film- und Fernsehwelt gewährt der Schauspieler vor allem tiefsinnige wie heitere Einblicke in sein Privatleben. Up Till Now zeigt eine erstaunlich komplexe, umfangreiche Karriere und einen auf seine Art liebenswerten und vielschichtigen Workaholic, der bis heute baff ist, wie kleine Entscheidungen sein Leben verändert haben. Sein Credo dabei war: wenn ich es machen kann, mache ich es – wer weiß wofür’s mal gut ist. Dass Shatner sich auch nach fast 80 Lebensjahren einen sense of wonder bewahrt hat und Neuem gegenüber aufgeschlossen bleibt, macht ihn noch sympathischer.
Die Mischung aus ruhigem selbstkritischem Erzählen und einer oft leichtfüßigen Selbstironie ist sehr angenehm, Shatner plaudert über sein, könnte man sagen, Lieblingsthema: sich selbst – und das auf eine Art, die sicher nicht nur dem gestandenen StarTrek Fan Freude bereitet. Sein Blick auf die Historie der Film- und Fernsehindustrie ist fast ebenso spannend wie seine Lebensgeschichte, die nicht ohne tiefe Tragik bleibt.
Eine Biografie, die Spaß macht.
Das Hörbuch
Man merkt jedem Satz, jedem Wort, jedem stimmlichen Dynamikwechsel den Sprech-Profi an. Dabei inszeniert Shatner sich nicht – außer an den quer durch das Buch eingestreuten Hinweisen auf seine Website oder die Unternehmen, für die er geworben hat und/oder noch wirbt – sondern wirkt ganz natürlich, authentisch, der nice guy next door, der Dir bei einem Bier seine wirklich interessante Lebensgeschichte erzählt.
Die Dynamikwechsel sind zumindest beim Hören im Auto manchmal etwas lästig; summa summarum muss ich aber sagen: hätte man nicht besser machen können, eine fabelhafte Einspielung, die Freude macht und sich gut und angenehm hören lässt. Ich denke, selbst gelesen kann es nur halb so gut sein, einfach weil hier eben Denny Crane Bill Shatner höchstpersönlich erzählt. – Denny Crane. 😀
Großes Kino.
Bewertung: