Tim Flannery – Wir Wettermacher
„Wie die Menschen das Klima verändern und was das für unser Leben auf der Erde bedeutet“ lautet der Untertitel von
Tim Flannery: Wir Wettermacher
Flannery ist angetreten, seinen Lesern eines der wohl wichtigsten und gleichzeitig komplexesten Themen unseres Jahrhunderts Stück für Stück zu erläutern, und er tut das mit der Eloquenz und Kompetenz, die englischsprachigen Wissenschaftlern so oft einfach aus der Feder zu fließen scheint.
Der Autor widmet sich im Detail den Funktionen des Ökosystems Erde, des „großen Luftozeans“ Atmosphäre, erklärt, wie der Treibhauseffekt tatsächlich funktioniert, vermittelt die neuesten Theorien und Fakten zur Klimaerwärmung ebenso wie die historische Entwicklung der Klimaforschung, aber er tut dies niemals trocken, sondern stets spannend und bei aller Schrecklichkeit unterhaltsam, oft wie ein Krimi geschrieben.
Flannery führt seine Leser zu den größten Lebewesen der Welt, den Korallenriffen des Great Barrier Reef, und malt ein erschreckendes Bild der Zerstörung des Ozeans, die in letzter Konsequenz auch uns dahinraffen wird. Dass etwa die Weltmeere, energetisch gesprochen, noch in den 70er Jahren leben und die Folgen der Industrialisierung der letzten 30 Jahre dort erst noch kommen, dass weltweit durch das Eingreifen des Menschen Ökotope zerstört und aberhunderte Arten ausgerottet wurden, dass die globale Erwärmung nicht nur veränderte Wetterbedingungen bedeuten kann, sondern zum Beispiel auch einen weltweiten Anstieg der Malariaerkrankungen, dass die Sahelzone das Opfer langfristig veränderter Monsunmuster ist und nicht etwa der Viehwirtschaft der Sahel-Nomaden, all das sind nur ein paar der unzähligen faszinierenden Details, die der Australier in seinem Buch zu einem wissenschaftlichen Horrortrip erster Güte zusammenfasst – und diesen Horrortrip erleben wir bereits oder werden ihn in den kommenden Jahren und Jahrzehnten unmittelbar miterleben.
Wie diese Folgen aussehen können, malt Flannery in nicht minder ausdrucksstarken Farben und Bildern, die den Geist des Lesers noch eine ganze Weile beschäftigen.
There is no Global Warming? Wer das behauptet, hat beide Hände fest auf die Augen gepresst und will nicht sehen.
Flannery zeigt auf, dass auch die Lösungen, die uns heute als mögliche Auswege präsentiert werden, um so weitermachen zu können wie bisher mit den fossilen Brennstoffen – von technischer Bindung des Kohlendioxids über Geosequestration bis zur „natürlichen Erhöhung der Photosynthese“ – nicht in dem Maße greifen können, dass die Klimakatastrophe davon aufzuhalten wäre. Nur eine konsequente weltweite Emissionsabsenkung, und zwar sofort, kann noch etwas bewirken.
„Wir Wettermacher“ entzieht sich dank seiner Faktenfülle einer echten Zusammenfassung. Man kann es neidlos als DAS aktuelle Kompendium zum Thema Klimawandel und seine Folgen bezeichnen, und erstaunlicherweise schafft es Flannery, bei aller Bedrohlichkeit der Lage, bei allem wissenschaftlich begründeten Pessimismus dennoch, die Leser aufzurütteln, ihnen die Hoffnung zurückzugeben, dass etwas getan werden kann – wenn wir es jetzt tun, wenn wir es alle gemeinsam tun!
Vielleicht das wichtigste Buch zum Thema Umwelt in diesem Jahrzehnt. Auf jeden Fall eines, das wirklich jeder gelesen haben sollte. Faszinierend, erhellend, erschreckend, atemberaubend, großartig zusammengestellt und beängstigend, und bei all dem auch noch, wäre es Belletristik, ein „verdammt guter Roman.“ Lesen!
Bewertung:
[…] D. Ward präziser und besser verständlich nachlesen, das Klimathema haben Leute wie Al Gore oder Tim Flannery längst anschaulicher erläutert. All diese Punkte sind für an dem Thema Interessierte relativ […]