Krimi / Thriller

Robert Goddard – Days Without Number

Robert Goddard wurde in Hampshire geboren, wo er auch heute noch mit seiner Frau lebt. Er studierte Geschichte an der Universität von Cambridge. Nachdem er als Journalist, Lehrer und in der Verwaltung gearbeitet hatte, begann er sich ausschließlich seiner schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Alle seine Romane sind internationale Bestseller.
— Quelle: Website von Random House

Ich muss gestehen, bis zu meinem diesjährigen Urlaub hatte ich von Robert Goddard noch nie gehört. Wenn man den Bestsellerlisten und auch den Kommentaren z.B. bei Amazon glauben darf, hat Goddard jedoch eine große Fangemeinde, die sich regelmäßig an seinen Krimis erfreut.

Und tatsächlich klang auch gut, was der Klappentext von

Robert Goddard – Days without Number

versprach.

„An absorbing, contemporary thriller with a hint of mysticism. Highly recommended.“

wird da der Good Book Guide zitiert.

Die Handlung

Nick Paleologus, Spross eines weit verzweigten Clans, dessen Wurzeln bis ins alte Byzanz reichen, fährt aus der Stadt heim aufs Land, irgendwo in Cornwall, zu einem Familienfest. Allzu wild ist er nicht auf das Zusammentreffen mit seinen Geschwistern – und seinem Vater -, aber er hat es seiner Schwester versprochen, dass er zum 50. Geburtstag seines Bruders Andrew anreist, denn es gibt wichtige Dinge zu klären unter den Kindern von Michael Paleologus.

Der alte Mann, ein bekannter Archäologe, wohnt seit Jahren allein in seinem Herrenhaus, und urplötzlich hat ein Unbekannter eine hohe Summe für das Haus geboten, sehr viel mehr als es eigentlich wert ist. Nur: Papa will um keinen Preis verkaufen, dabei ist er bereits recht gebrechlich. An Nick, dem Lieblingssohn, soll es nun liegen, den alten Sturkopf zu überzeugen. Doch wie zu erwarten war, weist der alte Mann ihren Vorschlag zurück und rät seinen Sprösslingen sinngemäß, sich zum Teufel zu scheren. Wenig später ist Michael Paleologus tot… und seine Kinder, die Erben, könnten das Haus verkaufen, sobald alles geklärt ist. Doch es gibt neue Probleme…

Was wie ein ganz gewöhnlicher Kriminalroman beginnt, entwickelt sich im Lauf der Geschichte zu einer semiarchäologischen Schnitzeljagd, bei der die Paleologus-Sippe feststellt, dass ihr ehemaliges Oberhaupt im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller hatte – und dass es jemand darauf angelegt hat, der Sippe den Garaus zu machen. Aber warum? Was steckt dahinter? Des Rätsels Lösung scheint in einem alten Kirchenfenster in der Nachbargemeinde zu liegen. Nur – was hat ein Glasfenster einer uralten Kirche mit einem Mord des 20. Jahrhunderts zu tun? Ein zufällig entdecktes zweites Testament von Michael, das die Kinder Paleologus‘ enterbt und einen Vetter in Venedig als Erben einsetzt, weist schließlich eine entscheidende Spur…

Das Buch

Goddard setzt seine verwickelte Familiengeschichte, die düstere Geschehnisse der Vergangenheit die Gegenwart überschatten lässt, zunächst psychologisch stimmungsvoll in Szene. Bei den Beschreibungen der Geschwisterzusammenkunft der Paleologi kann es Menschen mit vergleichbaren Erfahrungen zu Familienfesten schon ein wenig gruseln. Der Plot, den er dann um die Verstrickungen von Michael Paleologus und einigen seiner Zeitgenossen in die Entdeckung einer archäologischen Sensation windet, ist – höflich formuliert – sehr fantasievoll.

Leider ist Fantasie, vor allem die des Lesers, auch das, was die Ansammlung an Plotlücken und Ungereimtheiten zusammenhält. Nicht nur, dass sich die Hauptfiguren streckenweise so dümmlich unbedarft wie in einer schlechten Seifenoper benehmen, Goddard wirft Tempelritter, Gral, Apostel, Tintagel, Mönche, venezianische Mafia und Drogenbarone fröhlich durcheinander, und der Hauptfigur schreibt er zu allem Überfluss noch eine nicht näher definierte Psychose an den Hals, die – wie könnte es anders sein – von den für den Handlungsverlauf wichtigsten Erkenntnissen ausgelöst wurde.

Das alles könnte man Goddard nachsehen, wenn denn wenigstens die Handlungsträger aktiv wären, aber die Paleologus-Kinder sind ihren (fiesen verborgenen) Gegnern stets drei Schritt hinterher, die Erleuchtung kommt ihnen nie von allein, sondern immer nur mit reichlich Hilfe von außen, und überall da, wo es um die vorgeblichen oder auch echten historischen Fakten geht, werden von Dritten ermüdende ellenlange Monologe gehalten oder Schriften zitiert.

Das Crescendo ist erreicht, als Nicholas Paleologus endlich, endlich alle Zusammenhänge begreift und versteht, warum sein Vater so und nicht anders gehandelt hat. Schön, toll, denke ich mir, denn dieser Schluss ist in keiner Hinsicht zwingend, ja geradezu hanebüchen, und man fragt sich, warum man für diese Auflösung des Plots 450 Seiten lang durchgehalten hat.

Fazit: Dieses Buch ist keine Empfehlung, weitere Werke von Goddard zu lesen.

Bewertung: ★☆☆☆☆