John Grisham – Die Bruderschaft (Hörbuch)
Die Bruderschaft, von John Grisham (6 CD)
gelesen von Charles Brauer
John Grisham kennt wohl jeder – er ist seit „Die Firma“ so etwas wie der Großmeister des juristischen Thrillers. weltweit wurden über 60 Millionen seiner Bücher verkauft und in 29 Sprachen übersetzt, und zahlreiche seiner Bücher wurden erfolgreich verfilmt.
Das Buch
In einem kleinen Gefängnis in Florida sitzt eine illustre Truppe von Ex-Richtern ein, die sich neben internen Gerichtsverhandlungen in der Cafeteria die Zeit damit vertreiben, reiche Männer mit einer Funktion in der Öffentlichkeit zu erpressen, die ihre Homosexualität verleugnen. Sie schreiben Liebesbriefe eines angeblichen Gefängnisinsassen an die verzweifelten Männer, um dann schließlich mit dem vorliegenden Briefwechsel Geld für die Zeit nach dem Gefängnis zu erpressen. Dabei hilft ihnen ein zwielichtiger Anwalt, dessen einziges Interesse es ist, mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel Geld zu verdienen.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Teddy Maynard, den genial fiesen Chef der CIA, der sich mit Aaron Lake einen maßgeschneiderten Präsidentschaftskandidaten für seine eigenen finsteren Zwecke heranzieht.
Grisham seziert das politische System der USA gnadenlos, und an so mancher Stelle fragt man sich, wieviel davon Fiktion ist, und wieviel gut geraten oder der Realität entsprungen. Die Machenschaften zwischen Rüstungsindustrie und CIA und der Finanzierung eines Wahlkampfs, die politischen Ränkespiele, all das kommt einem schrecklich bekannt vor. Auch der Blick auf die Arbeit der Geheimdienste im In- und Ausland und den Terrorismus lässt einem so manches Wort im Halse stecken bleiben.
Die politische Analyse ist brilliant, die Entwicklung rund um Aaron Lake allerdings ein wenig vorhersehbar – wie sonst wohl sollten die beiden Handlungsstränge zusammengeführt werden als durch eine Erpressung des Präsidentschaftskandidaten mit der blütenreinen Weste? An einigen Stellen hakelt der Plot, weil sich die CIA-Agenten unprofessionell bis dilettantisch und der Anwalt der im Gefängnis sitzenden Richtertruppe himmelschreiend dämlich benehmen. Das Ganze erinnert an einen Columbo-Krimi: Man weiß genau, wer der Schuldige ist, die Frage ist nur, wie sich die Auflösung am Ende einer Blüte gleich entfalten wird.
Und das Ende ist dann wohl auch das größte Manko der Geschichte. Ich will den Inhalt nicht verraten, aber es bleiben viele Fragen offen, und für mich ist das Finale mehr als unbefriedigend.
Das Hörbuch (6 CDs)
Charles Brauer kennen die meisten vor allem als Kommissar Brockmöller aus dem Hamburg-Tatort an der Seite von Manfred Krug. Hier beweist der sympathische Mime, dass er seine schauspielerische Begabung auch rein akustisch gut umsetzen kann. Er verleiht den teilweise schrägen, meist sehr liebevoll und detailreich ausgebauten Charakteren aus „Die Bruderschaft“ Profil und trägt das Buch so souverän vor, dass nach dem Hören dieser 405 Minuten Politthriller für mich Grisham immer im Kopf nach Brauer klingen wird. Am Anfang muss man zunächst genauestens hinhören, um sich in das Buch hineinzufinden, später ist es einfach nur noch ein entspannender Hörgenuß, der sonoren Stimme Brauers zu lauschen und sich in Grishams Welt entführen zu lassen.
Fazit
Eine spannende Geschichte mit sehr viel bitterbösen Einblicken in die amerikanische Politiklandschaft. Über das etwas schwache Ende, das vor allem Grisham zu vertreten hat, kann man angesichts guter 6 Stunden spannender, angenehm zu hörender Unterhaltung hinwegsehen. Charles Brauer ist als Sprecher exzellent besetzt.
Bewertung: