Ratgeber

Teri Gault – Shop Smart, Save More

Ein bisschen Geld sparen beim Einkaufen – wer möchte das nicht gerne? Und wir „wissen“ doch alle, dass die großen Supermarktketten mit Tricks arbeiten, um an unser Geld zu kommen, also wäre es nur fair, ein bisschen gegenzusteuern, mit Köpfchen eben. Schlauer einkaufen und dabei mehr Geld sparen, das ist das Versprechen mit dem Teri Gault antritt.

Shop Smart cover

Shop Smart, Save More: Learn The Grocery Game and Save Hundreds of Dollars a Month

Dass ich „hunderte“ Dollar würde sparen können, habe ich von Anfang an bezweifelt, das gäbe mein Budget gar nicht her, Teri Gault geht von einer US-amerikanischen Familie mit zwei Kindern aus, die ihren ganzen Krempel in den großen Supermärkten kauft, und sich, gelinde gesagt, an der amerikanischen Standard-Diät orientiert.

Das Buch besteht aus drei Abschnitten.

Im ersten Abschnitt geht es um Couponing, und hier merkt man auch sofort, warum das Buch für den europäischen Markt und insbesondere im Einsatz in Deutschland nutzlos ist. Zwar beginnen auch bei uns die großen Marken langsam damit, Coupons anzubieten, also Schnipsel, für die man dann irgendwas mit Rabatt kaufen kann, aber mit dem nordamerikanischen Supermarktgeschäft ist das hier absolut nicht vergleichbar. Von Zwei-für-eins-Angeboten (die uns in Kanada massenhaft begegneten), über das ‚doubling up‘, bei dem Supermarktketten bis zu bestimmten Warenwerten den Wert eines Gutscheins nochmal verdoppeln, Super-Sales unter dem Einkaufspreis (in UK zulässig, in D zumindest auf dem Papier vom Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb weitestgehend verboten), bis hin zu den massenhaften Coupons für Marken- wie Nichtmarkenware reicht das Angebot.

Teri Gault, bekannt für ihre Website The Grocery Game, auf der die neuesten Coupons zu finden sind (und die eine kleine Abogebühr verlangt), legt hier das große Einmaleins des Einkaufens mit Coupons vor, von der Couponorganisation bis zum angewandten Kopfrechnen nach Grundpreisen. [Stand 2022 ist das Angebot nicht mehr im Netz],

Die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, teure Markenwaren zu kaufen, beantwortet sie etwas kryptisch damit, dass ein Smart Shopper ja nicht an Marken klebe. Dass aber die erzielte ‚Ersparnis‘ irgendwoher kommen muss (und sei es aus der Werbekasse des Supermarktes), bleibt ebenso unerwähnt wie grundsätzliche Erwägungen zu Lebensmittelqualität (sie ist stolz drauf, für ihr Hackfleisch nie mehr als 63 US-Cent das Pfund zu bezahlen, weil sie nur das runtergesetzte Zeugs bunkert, wenn es im Angebot ist). Dagegen gibt es natürlich gar nichts zu sagen – in Zeiten knapper Kassen ist man froh, wenn man von der sprichwörtlichen Hand in den Mund einigermaßen gut leben und essen kann, aber hier wird eigentlich nur (billig-billig mit Coupons) kritiklos dem amerikanischen Konsumwahn gefrönt; Alternativen zu Supermärkten werden nur in Form von Shopping Clubs wie CostCo erwähnt.

Im zweiten Abschnitt liefert Gault eine Auflistung von regelmäßig wiederkehrenden Angeboten, im Stil: Grillbedarf und Papierservietten im Sommer, Eier und Lamm günstig zu Ostern, Geschirr vor Produktwechsel im März/April, Autos zum Jahresende. Sie weist (korrekt) darauf hin, dass die Angebote großer Marken selten nur auf eine Supermarktkette beschränkt sind, und damit zu rechnen ist, dass bestimmte Angebote im Rahmen der nächsten Wochen auch bei anderen (näheren, besseren) Supermärkten auftauchen dürften. Sie erklärt „stockpiling“ – das überraschende Prinzip, Dinge dann zu kaufen, wenn sie günstig sind, statt dann, wenn man sie braucht, und sich zu bevorraten. Auch wenn es sicher sinnvoll ist, sich gewisse Gesetzmäßigkeiten bei Angeboten übers Jahr vor Augen zu rufen, sind ihre Listen Amerika-spezifisch und hier deswegen nicht wirklich nützlich.

Beim Thema Bevorratung geht es dann noch um die Organisation des Tiefkühlers und der Vorratsschränke, und dann kommen wir auch schon im dritten Abschnitt an, der nicht viel mehr als ein Rezeptbuch gängiger US-Schnell-Schnell-Küche ist, der Sorte Man nehme zwei Dosen Cremesuppe, kippe sie über Fleisch und stelle alles in den Ofen. Das ist Rezeptmaterial, das man besser und durchsuchbarer (und kostenlos) seit Jahren  bei großen amerikanischen Rezeptwebseiten finden kann. Der sehr umfangreiche Rezeptteil verstärkt den Eindruck, dass für Shop Smart, Save More billig Seiten mit Allgemeinplätzen und ein paar Tabellen und Organisationstipps gefüllt wurden, und das Buch letztlich nur als Sales-Pitch für den Webservice der Autorin zu betrachten ist – glückliche Familien-Testimonials dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Wer in den USA lebt, gern und viel von reichlich beworbenen Nahrungsmitteln der großen Konzerne lebt, und in der Sonntagszeitung Einkaufscoupons hat, für den ist das Buch eventuell nützlich. Wer Kopfrechnen und Grundpreise beherrscht und sich beim Einkauf noch für was anderes interessiert als die Lieblings-TV-Werbung-Frühstücksflocken der Kids zu kaufen und möglichst ein „Schnäppchen“ zu machen, der kann sich dieses Buch getrost sparen.

Bewertung: ★★☆☆☆