Kristina Amelong – Ten Days To Optimal Health
Ein Zehntagesprogramm zur Gesundung, das klingt zu schön um wahr zu sein – aber: zehn Tage sind ein Zeitraum, die man sich für eine Kuranwendung, eine testweise Umstellung des eigenen Lebenstils locker mal freischaufeln kann, und so fand ich
Kristina Amelong – Ten Days to Optimal Health
sehr interessant.
Für das Buch, dessen Ernährungsempfehlungen sich erfreulicherweise an den letzten Erkenntissen der Wissenschaft orientieren, sprach auch die sehr positive Rezension auf der Website der Weston A. Price Foundation.
Kristina Amelong hat die typische „Karriere“ von jemandem hinter sich, der in der Alternative-Medizin-Gemeinschaft landet – jahrelange erfolglose Versuche, ihre marode Gesundheit zu stabilisieren, am Leben zu bleiben, durch reine, gesunde (vollwertige, vegetarische) Nahrung zu gesunden, sich verschlimmernde und dem Medizin-Establishment unerklärliche Beschwerden, und schließlich die Entdeckung eines eigenen Weges, der Sinn zu ergeben scheint und für sie zur Gesundung geführt hat. Vieles dieser Arbeit an sich selbst fällt unter „evidence based medicine„.
Die Autorin macht keinen Hehl daraus, dass sie selbst zertifizierte Therapeutin für Colon-Hydro-Therapie ist und diese sowie zu Hause selbst angewendete Darmspülungen und Einläufe für hilfreich hält, sie sind ein Bestandteil ihres Gesundheitsprogrammes, zusammen mit einer nährstoffreichen Ernährung, die frei von Getreiden und Zuckern ist, soweit verträglich rohe Milch und tierisches Eiweiss und Fett umfasst, und sich im großen und ganzen an den Empfehlungen der Weston A. Price Foundation bzw. letzter Low-Carb-Forschung orientiert.
Während der Ernährungsteil schlüssig und sinnvoll (und belegbar) ist, mangelt es jedoch den Empfehlungen für die Darmspülung an eben dieser Belegbarkeit. Was davon zu halten ist, hat Dr. Michael Eades in seinem Post über Cures of the Past sehr eindrucksvoll demonstriert, besonders erinnerlich ist mir aus den Kommentaren dazu dieser Absatz:
I have asked several people after they had a colonoscopy done about what it looked like on the monitor and they all said pretty and pink. No mention of double cheeseburgers being lodged in there.
That’s pretty much the case in colonoscopies. Pretty and pink. When I had one done about 10 years ago, which I watched in real time, mine was pretty and pink.
Solchermaßen neugierig gemacht, machte ich mich auf die Suche nach den health claims von Amelong – aber tatsächlich bleibt sie im ganzen Buch eine schlüssige und wissenschaftliche Erklärung (oder gar Studie) über den Nutzen von Colonirrigationen schuldig, ja sie äußert sogar:
Many can be healthy without colon cleansing.
Das beruhigt mich ungemein, wäre mir doch sonst schleierhaft, wieso nicht die Menschheit an verstopften Gedärmen ausgestorben ist, und jeder ab einem bestimmten Alter an einem geplatzten verkrusteten überfüllten Verdauungstrakt stirbt…
Ihr Verständnis der Medizin ähnelt dann auch mehr den Verfechtern der Natural Hygiene, die Susun Weed gern als die Vertreter der Heroischen Tradition bezeichnet,
There is not one unified Heroic tradition, but many similar traditions collectively called the Heroic tradition. Alternative health care practitioners generally represent the Heroic thought pattern, symbolized by a circle.
This circle defines the rules, which, we are told, must be followed in order to save ourselves from disease and death. Healing in the Heroic tradition focuses on cleansing. According to this tradition, disease arises when toxins (dirt, filth, anger, negativity) accumulate. When we are bad, when we eat the wrong food, think the wrong thought, commit a sin, we sicken and the healer is the savior, offering purification, punishment, and redemption . — (Hervorhebung durch mich)
Im Wesentlichen ist Amelongs Buch eine Erklärung des Zehn-Tage-Plans (der möglichst dreimal hintereinander durchlaufen werden sollte) und eines daran anknüpfenden 5-Tage-Plans, der aus einer Art erweitertem Fasten mit nahrhaften Brühen und Rohmilch bestehen soll, summa summarum also eher eine 35-Tages-Detox denn ein Kur(z)programm. Aber ein Zehntagesplan verkauft sich nun einmal besser… Amelong widmet sich (nicht überraschend) ausführlich der Colon-Hydrotherapie und Anleitungen für Darmspülungen zuhause sowie „therapeutischen Einläufen“ mit allerlei angeblich gesunden, leberstärkenden oder sonstigen Wirkungen.
Weder bin ich der Meinung, dass homo sapiens konzipiert wurde, um sich die Darmflora mit pro Sitzung / Stunde etwa 120-200 Litern Wasser aus dem Körper spülen zu lassen, noch dass der menschliche Darm mit Einläufen mit Kaffee, ätherischen Ölen oder anderen Substanzen gestresst werden sollte, erst recht nicht in Eigenregie, ohne ernsthafte ärztliche Begleitung oder Indikation. Schon deswegen nehme ich von Amelongs „Optimal Health„-Plan Abstand. Die Ernährungsrichtlinien schließlich sind so allgemein gehalten (wenn auch sinnvoll), dass sie für eine kurmäßige Anwendung und für jemanden, der sich mit der Materie nicht auskennt, untauglich sind – wer sich aber schon einmal mit den Ernährungsrichtlinien einer Low-Carb-Ernährung oder der Weston A. Price Foundation auseinandergesetzt hat, für den ist dieses Buch überflüssig.
Kurzum: nicht zu empfehlen.
Bewertung: