Fantasy

Terry Pratchett – Thud!

Der 34. Scheibenwelt-Roman.

Thud! (oder auf deutsch Klonk!) ist das Geräusch, welches entsteht, wenn eine Keule, vorzugsweise eine Troll-Keule, auf den Schädel eines Zwerges trifft. Und so nimmt der Titel auch deutlichen Bezug auf die vorherrschende Problematik in

Terry Pratchett – Thud!

Trolle und Zwerge sind sich generell nicht eben freundlich gesinnt, aber in Ankh-Morpork schaffen sie es normalerweise, eine halbwegs friedliche Koexistenz hinzubekommen. Doch nun steht der Jahrestag der Schlacht im Koom Valley bevor, einer Schlacht, bei der sich Zwerge und Trolle der Legende nach vor Tausenden von Jahren gegenseitig in den Hinterhalt gelockt haben sollen. Beide Seiten haben ein langes Gedächtnis, und die Emotionen kochen hoch, als ein in der Zwergen-Community hoch angesehener Zwerg tot aufgefunden wird, mit eingeschlagenem Schädel – natürlich deuten alle Hinweise auf einen Troll als Mörder.

Schon bald sieht sich Sam Vimes vor dem Problem, randalierende Trolle und Zwerge davon abzuhalten, sich eine Straßenschlacht zu liefern. Zu allem Überfluss drückt Lord Vetinari ihm einen Vampir als neuen Lance Constable auf, der – als wären die Dinge nicht schon schlimm genug – auch noch mit einem Werwolf zusammenarbeiten muss.

Mittlerweile wird ein berühmtes riesiges Gemälde, das die Schlacht von Koom Valley abbildet, aus dem städtischen Museum gestohlen, und Sybil kommt hinter Vimes‘ kleines Geheimnis, was sein Bacon Lettuce Tomato Sandwich angeht – kurzum, es geht mal wieder drunter und drüber, und in all dem Tohuwabohu muss Vimes jeden Tag genau Punkt 6 Uhr zu Hause sein, um Sam junior eine Geschichte vorzulesen.

Die Zwerge und Trolle in der Wache misstrauen einander, und die Erkenntnis, dass die Zwerge heimlich unter der Stadt ein riesiges Minensystem gegraben haben, lässt nicht nur Fragen danach aufkommen, wie weit das Gesetz der Stadt nach unten reicht, sondern vor allem: was zum Teufel suchen die Zwerge?

Thud!, so lernt Sam Vimes, ist auch ein Spiel, eine Art Schach, in dem Zwergenfiguren und Trollfiguren sich gegenseitig bekämpfen. Ein wahrer Thud-Spieler kann jedoch auf beiden Seiten des Spielfeldes brillieren, indem er die Stärken und Schwächen der Trolle und Zwerge gegeneinander ausspielt. Und eher unfreiwillig muss Vimes seine Kunst in einem gigantischen Real-Life-Thud-Spiel beweisen, soll Ankh-Morpork nicht in einem blutigen Krieg in Schutt und Asche zerlegt werden…

Thud! ist ein für Pratchetts Verhältnisse recht düsteres und gewalttätiges Werk. Aufgelockert wird das unter anderem durch Vimes‘ persönlichen Kampf mit einem Dis-Organizer, dem „Gooseberry“ (anstelle von Blackberry – auf deutsch heißt das Ding „Die Stachelbeere“ was den Gag irgendwie tötet), ein Kobold im Kästchen, der ihn an seine Termine erinnern soll – ausgestattet mit Features wie BlueNose und I-Hum (singt Melodien vor), vor allem aber durch die wunderbaren Erlebnisse von Werwölfin Angua und Vampirin Sally, die sich so gar nicht mögen und doch zu einem großartigen Polizeiteam heranwachsen, das den Gegner mit geballter Frauenpower das Fürchten lehrt.

Ansonsten ist Thud! eigentlich ein Scheibenwelt-Krimi, einschließlich Besuchs in der Unterwelt (im doppelten Sinne), leichten Mädchen, schweren Jungs, Drogen, und einer Verfolgungsjagd mit einer magisch gepimpten Kutsche. Super Unterhaltung mit viel Augenzwinkern auf gewohnt hohem Niveau.

Bewertung: ★★★★★