Fantasy

Terry Pratchett – Making Money

Der 36. Scheibenwelt-Roman

Moist von Lipwig langweilt sich gnadenlos. Das Postamt läuft erfolgreich, auf seinem Schreibtisch häuft sich langweiliger bürokratischer Papierkram stapelweise, und nur um in Form zu bleiben, bricht der Postmaster General auch schon mal in alle Räume des Postamts ein oder hangelt sich am Gemäuer entlang. Das ist einfach kein Dasein für einen gewieften Gauner.

Abhilfe scheint zu nahen in Form von Lord Vetinari, der wieder einmal ganz eigene Pläne verfolgt – er sucht jemanden, der das marode Bankwesen einschließlich der Münzprägerei auf Vordermann bringt. Doch Moist lehnt nach einer Begehung der Bank ab, und schnell – viel zu schnell – zückt der Patrizier ein Schriftstück, in dem Moist genau das schriftlich bestätigen darf. Schon bald wird auch klar warum – er will Gerüchten vorbeugen, er wolle die (private) Royal Bank of Ankh-Morpork verstaatlichen.

Terry Pratchett: Making Money

Und kaum ist ein Tag vergangen, da erhält von Lipwig Besuch von einem Anwalt – die in der Nacht verstorbene Erbin von 50 Prozent der Bank, Topsy Lavish, hat ihm ihren Hund (Halter von 1 Prozent der Bankanteile und traditionell der Vorstandsvorsitzende der Bank) vererbt – und dem Hund ihre 50 Prozent, was zu der absurden Situation, führt dass Moist von Lipwig nun der Besitzer des Mehrheitsanteilseigners der Bank ist – und sich damit nicht nur um die Geschicke der Bank kümmern, sondern auch die begierige reiche Sippe der Lavishes daran hindern muss, ihm oder dem Hund den Garaus zu machen, da sonst das gesamte Vermögen an diese zurückfällt.

Während Adora Belle, Lipwigs Verlobte, im Sand des Königreichs der Zwerge nach ganz besonderen Schätzen gräbt, erfindet Moist – nicht ohne gewisse Widerstände aus dem wie geölt laufenden Bankwesen – kurzerhand das Papiergeld und damit das Bankwesen neu. Blöderweise muss er dafür einen Verbrecher (die Geschichte scheint sich zu wiederholen) vor dem Strang retten, also einen Ausbruch organisieren, und endlich blüht der Mann aus Uberwald so richtig auf. Unterdes versucht Cosmo Lavish, einer der Lavish-Nachfahren, sich in Vetinari zu verwandeln…

Wie schon in Going Postal, dem ersten Roman mit Moist von Lipwig, ist auch hier der Humor subtiler und sarkastischer als bei anderen Scheibenweltromanen, lautes Lachen ist eher die Ausnahme, dafür grinst man an vielen Stellen wissend in sich hinein. Am Geldadel lässt Pratchett ebensowenig ein gutes Haar wie am Bankwesen oder der These der goldgesicherten Geldbestände – wie könnte es auch anders sein. Überhaupt spielt Gold eine recht merkwürdige Rolle in diesem Buch.

Ich mag den gerissenen, visionären Moist von Lipwig, und auch die Art und Weise, wie Lord Vetinari gekonnt an den Fäden seiner Marionetten zieht, er ist wirklich ein brillianter Tyrann. Die Wortspiele dürften den Übersetzer vor so manche Klippe befördern und mal wieder weitgehend unübersetzbar sein – etwa die Tatsache, dass Mrs. Lavish mit Vornamen Topsy heisst und eine geborene Turvy ist, oder ein zwar im Text erklärter, aber einfach unübertragbarer Gag zwischen dem lateinischen Wort fornix und dem englischen fornication.

Wieder einmal sehr gute und intelligente Unterhaltung vom Herrn der Scheibenwelt. Als Schmankerl deutet Pratchett hier bereits an, dass es ein weiteres Moist-von-Lipwig-Abenteuer geben wird – laut Wikipedia mit dem Titel Raising Taxes, in welchem Moist das Steuerwesen von Ankh-Morpork sanieren soll.

Bewertung: ★★★★☆